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Thema: [CK2/EU4] Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt

  1. #526
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    Zitat Zitat von Provence Beitrag anzeigen
    Hast du eigentlich was im Laufe der Story zu Dänemark gemacht?
    Hm, hast recht, bisher noch nicht. Dänemark kommt aber just mit Christian IV. im Dreißigjährigen Krieg vor, da bin ich derzeit beim Werkeln.
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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  2. #527
    Provence
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    Das hört sich gut an

  3. #528
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
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    Es kam das Jahr 1555, bekannt als das Jahr des Augsburger Religionsfriedens. Karl V. hatte sich ja mit der Interimslösung begnügt, die bei den Protestanten verhasst war und zu der Schlacht an der Elbe geführt hatte. Karls Bruder Ferdinand, als deutscher König eine Art Statthalter des Kaisers in Deutschland, wollte den Protestanten mehr entgegenkommen, um für einen dauerhaften Religionsfrieden zu sorgen. Er konnte sich vorstellen, dass das für solche Fragen zuständige Kammergericht auch protestantisch besetzt wird. Weil Karl V. nach dem Feldzug in Frankreich einsehen musste, dass er seine Gesundheit überstrapaziert hatte, erklärte er sich bereit, Ferdinand die Verantwortung für einen deutschen Reichstag zu übertragen. Das war eine unausgesprochene Rücktrittserklärung. Die Geschehnisse in Augsburg wurden also von Ferdinand geleitet, Karl verfolgte sie nur noch von Brüssel aus.

    Kurfürst Moritz von Sachsen, der erwähnte Protestant auf kaiserlicher Seite, war zwei Jahre zuvor bei einer enorm blutrünstigen Schlacht gegen den skrupellosen fränkischen Markgrafen Albrecht ums Leben gekommen. Ferdinand war (in seiner Funktion als böhmischer König) auf diese Weise einen gefährlichen Nachbarn losgeworden. Nun sah Ferdinand die Gelegenheit gekommen, das religiös gespaltene Reich enger zusammenrücken zu lassen, den unbedingten Universalanspruch seines Bruders, der die Spaltung all die Jahre nicht lindern konnte und wollte, hinter sich zu lassen, und ein befriedetes Reich endlich gegen die Türken auszurichten. Und Ferdinand machte seine Sache gut, er griff den Faden auf, den Kaiser Maximilian 1495 hinterlassen hatte.

    Ohne Zustimmung seines Bruders ordnete Ferdinand die Religion der Politik unter, er wollte keine theologischen Streitereien, sondern einfach das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten reichsrechtlich regeln. Acht Monate lang wurde über den zähen juristischen Text gestritten, dann stand er, der Augsburger Religionsfrieden. Er garantierte die Koexistenz der beiden Konfessionen samt ihrer eigenen Kirchenorganisationen – das war bereits ein Fortschritt für die Protestanten, denn sie wurden damit offiziell den Makel der Ketzerei los. Natürlich wurde definiert, welche Protestanten genau sich auf diese Garantie berufen durften, die sogenannten Täufer zum Beispiel fielen ausdrücklich nicht darunter (die mussten nach Mähren fliehen). Die Reformierten (die Anhänger von Zwingli und Calvin) wurden zunächst ebenfalls nicht in den Text aufgenommen, beanspruchten dies aber für sich und konnten dies dann auch durchsetzen. Die zentrale Kompromissformel von 1555 hat jeder mal in der Schule gehört: Wessen Land, dessen Religion. Das bedeutete: Die Religionsfreiheit galt nicht mehr jedermann, sondern nur für die Fürsten. Deren Konfessionsentscheidungen waren jeweils bindend für alle Bewohner ihres Territoriums. Wem das nicht passte, der konnte in ein anderes Fürstentum auswandern. Immerhin, auswandern zu dürfen war besser als der Ketzerei angeklagt zu werden. Das Übergehen von Eigentum und Pfründen der Reichskirche zu den Protestanten wurde dagegen ausgeschlossen, die wohl größte Sorge der Katholiken, die die Einheit der Reichskirche bewahren wollten. Die Protestanten stimmten dem zähneknirschend zu, so ganz ernst nehmen wollten sie die Bestimmung später aber nicht. Dieser Punkt wurde der „geistliche Vorbehalt“ genannt, die Reichskirche blieb katholisch.

    Hört sich vielleicht etwas dünn oder albern an, was da in Augsburg beschlossen wurde. Aber es wirkte durchaus, der Religionsfrieden im Reich sollte danach immerhin 65 Jahre lang halten, die längste Friedensperiode im Reich – und das, während in Frankreich kurz darauf ein blutiger Konfessionskrieg in einen langen Bürgerkrieg ausartete, den Hugenottenkrieg (siehe das spätere Kapitel über Henri IV.). Oder der Vergleich zu England, wo binnen vier Jahren, während der Regierung von Bloody Mary und Felipe, etwa 300 Menschen auf dem Scheiterhaufen endeten.

    Im Zuge des Augsburger Reichstag wurde 1555 der Landfrieden gleich mit verabschiedet, um den man ebenfalls zig Jahrzehnte lang gerungen hatte. Ähnlich wie der Religionsfriede lief auch die neue Landfriedensordnung als ein Übereinkommen der Stände unter königlicher Vermittlung auf ein neues Reichsverständnis hinaus. Im Klartext bedeutete das nämlich eine deutliche Zurücksetzung des Kaisers. Nicht mehr die Heiligkeit des Reiches mit seinem Kaiser, sondern die rechtliche Verbindlichkeit zu Kompromissen und Friedenswahrung sorgten künftig für den Zusammenhalt der deutschen Fürstentümer. Der Kaiser an der Spitze des Reiches war dabei weder geistliches Oberhaupt noch Friedenswahrer wie einst, sondern Schiedsrichter, Vermittler und Repräsentant. Karl V. hatte diese neuzeitliche Rolle des Kaisertums bekämpft, bis er müde war, Ferdinand wusste sie zu spielen. Das alles war keine Revolution im Sinne eines Umsturzes, aber es war ein revolutionärer Umbau der Gesellschaft. Ein Teil des deutschen Klerus verlor seinen gesellschaftlichen Sonderstatus, wurde eingegliedert, verbürgerlicht, untertänig den Landesfürsten. Einige geistliche Reichsfürsten verschwanden ganz aus der Reichsmatrikel. Die Landesfürsten aber waren aufgestiegen zu Kirchenherren, nach ihren Rechtsansprüchen die protestantischen und, beim gegenwärtigen Zustand der alten Kirche, de facto auch die katholischen.



    Karl V. spielte beim Augsburger Religionsfrieden bereits kaum eine Rolle. Ferdinand hatte während des Reichstags sogar Karls Bedenken vor den deutschen Fürsten verschwiegen, um den erfolgreichen Abschluss des Reichstages nicht zu gefährden. Was dann von Karl V. folgte, war ebenso konsequent wie einzigartig: Er trat im Oktober 1558 offiziell von seinem Amt als Kaiser zurück und übertrug nun auch diese Krone an seinen Bruder Ferdinand – der war den Deutschen sowieso näher und lieber als Karl oder Felipe. Die Führung des Ordens vom Goldenen Vlies gab Karl V. an seinen Sohn Felipe ab, der war damit das neue nominelle Oberhaupt der Habsburger Dynastie. Ende Oktober trat Karl auch vor die niederländischen Stände, um ihnen mitzuteilen, dass Felipe fortan ihr Herrscher sei. Gestützt werden sollte die neue Regierung durch hohe Adelige wie Wilhelm von Oranien, einem jungen Mann, der Felipe nahestand, später aber sein Todfeind werden sollte. Genau in diesem Saal in Brüssel, in dem Karl seine Abdankung bekanntgab, war er vierzig Jahre zuvor für volljährig erklärt worden. Der Kreis hatte sich geschlossen. Auch Spanien ging an Felipe. Ironischerweise war Karl V. hier trotz seiner langen Regierungszeit offiziell lediglich für sechs Monate König gewesen: Denn im April 1555 war Karls Mutter Juana die Wahnsinnige in ihrer Haft in Tordesillas im Alter von 76 Jahren gestorben. Sie war schon lange vergessen worden, in der Haft unter demütigenden Bedingungen von der Außenwelt getrennt worden, bis sie als verwirrte Greisin an den Folgen einer Verbrühung ihr Leben aushauchte.

    Das war es gewesen mit Karls offizieller Funktion, er war nur noch Privatmann. Es war bezeichnend für den Wandel der Epoche, für das Ende des Mittelalters, dass der Kaiser abdankte und dazu nicht einmal den Papst befragte. Immerhin waren diese beiden Würdenträger das Mittelalter über die Häupter der Christenheit gewesen. Karl überging Paul III. bei seiner Abdankung einfach. Kaiser und Papst waren noch immer nicht irgendwer, die Zeiten ihrer großen Macht waren aber für beide gleichermaßen verblasst. Im Jahre 1556 kehrte Karl V. nach Spanien zurück und quartierte sich in dem Kloster der Hieroymiten ein, wo er bereits einmal, nach dem Tod seiner Ehefrau, Andacht gesucht hatte. Hier verbrachte Karl seine beiden letzten Lebensjahre in stiller Einkehr und dem Gespräch mit heiligen Männern, in Vorbereitung seines Todes. Der Sarkophag für ihn stand schon bereit. Natürlich lebte er nicht selber wie ein Heiliger. Er lebte in einer Art Appartement neben dem Kloster, genoss kaltes Bier und gewürzte fette Speisen (die Ärzte verzweifelten, denn das war gar nicht gut wegen der Gicht).

    Karl V. starb am 21. September 1558 in dem Kloster an Malaria und wurde wie geplant in der Krypta beigesetzt (erst 1574 ließ Felipe II. den Leichnam nach Madrid überführen, wobei die spontane Mumifizierung des Toten festgestellt wurde). Kaiser Karl V. hatte, zumindest in der Darstellung seiner Hofchronisten, über alle triumphiert.



    Er hatte 40 Jahre lang ein Reich beherrscht wie niemand vor ihm, ein Reich, in dem die Sonne nicht unterging. Es war wohl zu groß, um durch einen Menschen allein geführt zu werden. Jetzt musste sich zeigen, wie Felipe II. und Ferdinand I. im Westen bzw. Osten die Habsburger Dynastie weiterführen würden.

    Literatur:

    Seibt: Der Kaiser und die Reformation
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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  4. #529
    Ewig unbezähmbar! Avatar von LegatBashir
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    Hab vor kurzem diesen Artikel zum Grab Friedrich III. gefunden. Durch deine klasse Story weiß man sogar wie man diesen Kaiser einordnen kann.
    ex flammis orior

  5. #530
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    Dazu genügen uns dank EU4 wenige Stichpunkte: Mit dem startet man 1444 mit Österreich, für ein historisches Spiel muss man 50 Jahre lang einfach nur alle Meldungen wegklicken, Reicherzschlafmütze, beinamputiert.
    Habe den Bericht ebenfalls am Wochenende vorgeschlagen bekommen. Der Algorhythmus meinte, das könnte was interessantes für mich sein.
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  6. #531
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    Karl V. und der Augsburger Religionsfrieden sind durch, werfen wir mal wieder einen Blick seitwärts:

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  7. #532
    Registrierter Benutzer Avatar von Herbert Steiner
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    Oh-oh, Iwan IV. "der Schreckliche"

  8. #533
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    Derselbe Herr, die nächste Dame



    Derselbe Herr, die nächste Dame – Henry VIII.

    Henry VIII. (lebte 1491 bis 1547)
    König von England von 1509 bis 1547
    Startdatum: 10. Dezember 1508 (Startdatum „Die Liga von Cambrai“)




    Der Vater: Henry VII. (regierte 1485 bis 1509)

    England hatte ein Jahrhundert der Unruhen und des Bürgerkriegs hinter sich gebracht. Mit dem Tod des zuletzt tyrannischen Richard II. brach die Linie der Plantagenet-Dynastie ab, die über Generationen die Krone innegehabt hatte. Mit Henry V. hatte das Land einen strahlenden König, aber der starb allzu früh, und sein Sohn Henry VI. war ein Versager, der das Land mit seiner Tatenlosigkeit in den Abgrund der Rosenkriege stürzte. Über Jahrzehnte bekämpften sich die Erben der Plantagenet, die York und die Lancaster, einander bis aufs Blut. Erst 1485 kam der Bürgerkrieg zu seinem Ende. Ein Tudor bestieg den Thron, der ein Enkel der französischen Gemahlin Henrys V. aus ihrer zweiten Ehe mit einem walisischen Adeligen war. Sein Name war Henry Tudor, im Jahre 1485 bestieg er als Henry VII. den englischen Thron. An seiner Seite als Königin war Elisabeth, die Tochter des früheren Königs Edward IV. aus dem Hause York. Dieses Paar wurde also aus den beiden verfeindeten Parteien der Rosenkriege zusammengeführt, auf dass das Land endlich Frieden finden möge.



    Die ersten Jahre seiner Regierung und auch weit darüber hinaus war Henry VII. allerdings reichlich damit beschäftigt, Rebellionen niederzuschlagen und Thronrivalen zu stoppen, die einerseits aus der thronberechtigten York-Linie stammten, deren Ansprüche kaum geringer waren als seine, andererseits im Zusammenhang diverser Komplotte den einen oder anderen Hochstapler hervorbrachten, der sich für einen York-Erben ausgab und mit diesem Ansinnen mehr oder weniger erfolgreich an den ausländischen Höfen hausieren ging. Die Legitimität des Tudor war einfach zu niedrig. Solange das Schicksal der verschwundenen Prinzen im Tower unbekannt war, nahmen zudem die Spekulationen kein Ende, dass diese noch lebten und ihr unbestreitbares Recht auf die Krone beanspruchten. Das alles zog die Idee des Gottesgnadentums der Monarchen, die Kontinuität der natürlichen Erbfolge, und der heilsgeschichtlichen Sendung des Königs, runter. England hatte nun Könige erlebt, die abgesetzt worden waren, und andere, die die Krone usurpiert hatten. Das Königtum war am Boden. Eine neue Dynastie wie die Tudors musste ihre eigene Legitimität entwickeln. Zum Glück steigt der Wert ja mit der Zeit, und es ist kein Zufall, dass man mit 100 Militärpunkten seine Legitimität pushen kann. Damit hat man dann wohl einen fragwürdigen Anspruchsteller in den Staub getreten. Das Gezerre mit Thronprätendenten zog sich zehn Jahre lang bis 1495 hin, der letzte war der Graf von Suffolk, hieß Edward de la Pole, und kam buchstäblich aus den eigenen Reihen. Selbst seiner Schwiegermutter Elisabeth Woodville, die ihm im Kampf gegen Richard III. geholfen hatte, misstraute er und schickte sie in ein Kloster, wo sie bis zu ihrem Tod weggeschlossen wurde. Den Thron zu behalten, erwies sich für Henry VII. als deutlich schwieriger, als ihn zu erobern.

    Henry VII. agierte entsprechend vorsichtig und distanziert, aber klug und strategisch denkend. Den Erfolg wollte er durch Effizienz in der Regierung erreichen. Er wollte den Adel klein halten und am liebsten komplett kontrollieren, um Aufständen zuvorzukommen. Damit füllte er seine Staatskassen, das war sein Erfolgsrezept. Der König war bei der Entwicklung eines Strafkatalogs sehr erfinderisch, der für alles mögliche Bußgelder und Schuldverschreibungen gegen Adelige und Großgrundbesitzer vorsah. Vieles diente der Ausrottung der Korruption (die in EU4 Geld kostet, als das Gegenteil von dem Effekt, den Henry VII. erzielte), und viele Vergehen waren für die Adeligen kaum vermeidbar – ansonsten wurden sie den Beschuldigten einfach angedichtet. Da der König der Meinung war, Reichtum mache seine Vasallen nur hochmütig, passte es gut, sie zu schröpfen. Er begnadigte sogar Hochverräter, wenn sie ihm dafür ihr Vermögen übertrugen. Er erhob Steuern für Kriege, die dann nicht zustande kamen, und die Friedensschlüsse, die er aushandelte, bereicherten ihn auf Kosten seiner Gegner. Henry VII. verlieh Geld in großem Stil gegen Zinsen und vermietete Schiffe an Kaufleute. In gewissem Sinne betrieb er sein Königtum wie die erfolgreiche Leitung eines Großunternehmens. Nicht zuletzt erhob Henry VII. ordentliche Steuern, er hatte effiziente +3 Berater wie Richard Empson, der +10% Steuereinnahmen brachte. Den Klerus nahm der Tudor ebenfalls aus. Er versetzte gelegentlich Bischöfe von einer Diözese in eine andere, weil beim Amtsantritt eines Bischofs eine hohe Abgabe an die Krone gezahlt werden musste und vakante Bischofssitze jedes mal an die Krone zurückfielen. Eifrig war Henry bemüht, auch die Wirtschaft in seinem Land insgesamt auf Erfolgskurs zu bringen. Er förderte die Tuchindustrie und eröffnete dem Wollhandel neue Absatzmärkte in den Niederlanden und in Italien, ging gegen die Konkurrenten der Hanse vor. Offenbar beschäftigte der König weitere Berater wie z.B. Edmund Dudley, die +10% Produktions- bzw. Handelseffizienz mit sich brachten. Man liest es schon heraus, der bürgerliche Mittelstand war der Gewinner von Henrys Politik, während der Adel kaltgestellt und der Klerus geschröpft wurde.

    Die neue Dynastie abzusichern und die Nachfolgefrage zu regeln, war für Henry VII. nun die nächste Aufgabe. Elisabeth York brachte sieben Kinder zur Welt, von denen vier überlebten: Arthur (1486), Margaret (1489), Henry (1491) und Mary (1496). Der Namen des älteren Sohnes wählte der König im Gedenken an den legendären König Arthur, auf den er seine Tudor-Dynastie zurückführen wollte.


    Endlich finde ich mal eine historische Abweichung in EU4: Arthur kommt hier als Thronfolger nicht vor.

    Arthur, der Thronfolger, war für die spanische Königstochter Katharina von Aragon (sie war die Schwester von Juana der Wahnsinnigen) vorgesehen. Margaret wurde zu günstiger Stunde die Gattin des Königs von Schottland verheiratet, um der traditionellen Feindschaft beider Länder den Stachel zu nehmen. Henry wollte der König aus ähnlichen Gründen nach Frankreich verheiraten, und Mary wurde bereits als Kleinkind mit dem Enkel des österreichischen Kaisers verlobt. Henry VII. visierte also die Verbindung mit den drei führenden Mächten Europas an: Spanien, Österreich-Habsburg und Frankreich.

    Henry Tudors Sohn Henry, geboren am 28. Juni 1491, war also das dritte Kind und der zweitgeborene Sohn. Er war der zweite in der Thronfolge, und sein Vater dachte wohl wenig daran, dass es Henrys Schicksal sein könnte, an die Stelle des erstgeborenen Arthur zu treten. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass Henry sogar auf eine geistliche Laufbahn vorbereitet wurde. Das wäre zwar sehr ungewöhnlich, Fakt ist aber, dass Henry später eine beachtliche theologische Bildung besaß sowie ein lebenslanges Interesse an theologischen Fragen. Ein akademisches Interesse, aber durchsetzt von tiefen und ernsthaften Prüfungen seines Gewissens.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  9. #534
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    Derselbe Herr, die nächste Dame

    Seine Kindheit verbrachte Henry VIII. gut behütet bei seiner Mutter und weiterer weiblicher Fürsorge durch Betreuerinnen des prinzlichen Haushalts. Dann aber starb im Jahre 1502 der englische Thronfolger Arthur mit nur 15 Jahren an einer Krankheit, und plötzlich fiel Henry die Rolle des Erben zu. Vater Henry holte den Jungen nun zu sich an den Hof, um ihn seiner direkten Aufsicht zu unterstellen. Das mit der Aufsicht war durchaus streng zu verstehen, es handelte sich eher um eine Gefängnissituation. Der König hatte bereits vier seiner sieben Kinder (und seine Frau) verloren, Henry war der einzig verbliebene Sohn, und wie erwähnt agierte Vater Henry stets vorsichtig und misstrauisch. Deshalb verbot er seinem Sohn, den Palast zu verlassen, und wenn, dann durfte er nur in Begleitung in den Schlosspark. Niemanden war es erlaubt, sich dem Prinzen zu nähern oder mit ihm zu sprechen. Dabei war der Junge gesundheitlich sehr robust, das Einsperren dürfte Prinz Henry in seiner Entwicklung eher geschadet haben. Vielleicht sorgte sich der König stattdessen vor frühzeitigen sexuellen Ausschweifungen des Thronfolgers, denn solches Verhalten hielt Henry VII. wohl für den Grund von Arthurs vorzeitigem Tod.



    Unmittelbar nach Arthurs Tod hatte Henry VII. mit Ferdinand von Aragon über die Verheiratung Katharinas mit seinem zweiten Sohn zu verhandeln begonnen. Zu gegebener Zeit, wie sich verstand, denn Prinz Henry war ja erst zehn Jahre alt. Das war für den englischen König schon deshalb eine natürliche Lösung, weil er selbstredend keineswegs daran dachte, den Spanien die bisher ausbezahlte Mitgift (für die Ehe Katharinas mit Arthur) wieder zurückzuzahlen. Niemals würde Henry Tudor eine wie auch immer erlangte Geldsumme, die einmal in seinen Händen war, wieder herausgeben, eher würde die Themse austrocknen oder der Papst übers Wasser gehen. Beide ergingen sich wie gewöhnlich in Feilschen, doch in diesem Fall war die Sache auch aus kirchlicher Sicht klärungsbedürftig, und dieser Punkt ist nun wichtig für die weitere Geschichte: Denn die Kirche verbot eine Eheschließung zwischen Schwager und Schwägerin, denn sie waren auf einer spirituellen Ebene in den Stand von Geschwistern gelangt - sofern die frühere Ehe, wovon man normalerweise ja ausging, vollzogen worden war. Katharina behauptete immer, sie sei nach der Heirat mit Arthur Jungfrau geblieben, was schon dann eine gewisse Glaubwürdigkeit besitzt, wenn man davon ausgeht, dass Arthur Tuberkulose im Endstadium (oder Hodenkrebs) hatte. 1503 wurde der Papst um Dispens ersucht, aber das zog sich hin, und ebenso verschleppten sich die Verhandlungen zwischen Henry VII. und Ferdinand. Schließlich bezog der Vatikan die schwammige Position, die Ehe zwischen Katharina und Arthur sei „vielleicht vollzogen“ worden. Damit war der Papst aus dem Schneider, sollten die beiden Könige doch sehen, was sie daraus machten! Jedoch blieb die Sache damit ewig mit einem Fragezeichen behaftet.

    Zwischenzeitlich dachte Vater Henry sogar daran, die junge Katharina selbst zu ehelichen, aber das rief in Spanien Empörung hervor: Nach dem Tode der englischen Königin gebe es in dem Land wohl niemanden mehr, um die Ehre der Prinzessin zu verteidigen, empörte sich Isabella von Kastilien. So verging die Zeit, Königin Isabella starb 1504 und Ferdinand war nur noch König von Aragon (Kastilien ging offiziell an Katharinas Schwester Juana). Ferdinand musste sich erst einmal mit Juanas Ehemann, Philipp dem Schönen, herumschlagen. Der Schwiegersohn aus dem Hause Habsburg beabsichtigte nämlich, seine sensible Ehefrau Juana zur Seite zu schieben und sich Kastilien einzusacken. Da hatte Ferdinand natürlich etwas dagegen – er wollte seine sensible Tochter Juana ebenfalls zur Seite schieben und Kastilien selber einsacken. Katharina von Aragon stand zu dieser Zeit als Braut Henrys nicht mehr so hoch im Kurs. Der englische König hielt sie in ihrem Londoner Haus wie eine Geisel und entzog ihr allmählich jeglichen Unterhalt, der ihr als Witwe Arthurs eigentlich zustand. Vater Ferdinand scheint das nicht weiter gekümmert zu haben. Katharina war gezwungen, in abgewetzten Kleidern in schäbigen Räumen zu hausen – und flüchtete sich aus dieser Situation in religiöse Exzesse, betete inbrünstig Tag und Nacht.

    Jahrelang wurden alternative Eheschließungen – sowohl für Prinz Henry als auch König Henry VII. selbst – erwogen, verhandelt, und dann doch wieder verworfen. Unterdessen entwickelte sich der englische Thronfolger prächtig, wurde ein Held des Turnierplatzes (was der König gar nicht gerne sah, zu gefährlich), und war eine echte Rampensau: Volksnah, redegewandt, gesellig, sportlich und gutaussehend. Mit dem Vater dagegen ging es bergab: Gesundheitlich angeschlagen hockte er wie Dagobert Duck, misstrauisch und unfreundlich, auf den Truhen mit den Schätzen, die er im Laufe seines Lebens angehäuft hatte. Prinz Henry und seine Verlobte Katharina dagegen kamen sich einander näher, beide verband die Abneigung gegen ihre knausrigen und grausam kalkulierenden Väter. Dabei waren Prinz Henry und Katharina ziemlich gegensätzlich: Er der extrovertierte Romantiker, sie die prinzipienfeste Moralistin. Schon aus purer Opposition zu seinem Vater, dessen Ende inzwischen absehbar war, dürfte Henry schon damals zu dem Entschluss gelangt sein, dass er Katharina heiraten würde, sobald Henry VII. sich von dieser Welt verabschiedet hatte. Katharina hatte sowieso keine Wahl. Die Rückkehr nach Spanien ohne ihren Besitz wäre eine unehrenhafte Lösung gewesen, und sich erneut den Verfügungen ihres Vaters anheimzugeben, war auch nicht verheißungsvoll. Der temperamentvolle, gutaussehende Henry gefiel ihr wohl auch. Ihr Schicksal lag hier, als Englands Königin.

    Einige Jahre lang musste sie durchhalten, aber 1509 war es soweit. Der englische König litt seit längerem an einer Depression, und hatte zu Beginn der Fastenzeit ein Reue- und Bußeerlebnis. Voller Angst vor dem Tod wollte Henry VII. unbedingt beichten. Auf den Knien machte der König drei Versprechen, um damit seine Seele zu retten: Erstens eine wirkliche Rechtsreform zu beginnen, zweitens nur noch fromme und gelehrsame Männer in Kirchenämter zu berufen, drittens eine Generalamnestie zu verhängen, mit Ausnahme von Mördern und Schwerverbrechern, rechtskräftig im Augenblick seines Todes. Am Abend des 21. April 1509 starb Henry VII. dann. Er hinterließ seinem Sohn solche Reichtümer, wie sie noch nie ein englischer König besessen hatte. England war nach den Wirren der Rosenkriege wieder befriedet worden. Das und ein zweifelsfreies Thronrecht, war das Beste, was der König seinem Nachfolger mitzugeben vermochte. Das Volk war trotzdem froh, dass Henry VII. endlich abtrat. Sie alle waren den alten Geizkragen leid, man wollte wieder Farbe, Sonne und Licht, und Henry der Jüngere, der keine Mühen haben würde, die Reichtümer seines Vaters im Sinne der Lebenslust und des Glanzes unter die Leute zu bringen, garantierte all das.

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  10. #535
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    Die erste Frau: Katharina von Aragon

    Henry VIII. wollte tatsächlich alles anders machen als sein Vater. Was die groß angekündigte Freigebigkeit anbelangt, so waren seine Untertanen schon damit zufrieden, dass er die laufenden Bußgeldzahlungen aus der Regierungszeit seines Vaters einstellen ließ. Das fiel alles unter die Generalamnestie, die der ältere Henry verfügt hatte. Außerdem entschädigte Henry VIII. seine York-Verwandten, das waren die Verwandten seiner geliebten Mutter, die einen so glänzenden König wie Edward IV. hervorgebracht hatten, eines seiner Vorbilder, so wie Henry V., der Sieger von Azincourt. Von nun an sollte auch der Adel wieder eingebunden werden, der neue König baute auf ganz anderem Grund als sein misstrauischer Vater, der seiner Krone nie sicher gewesen war. Für Henry VIII. war es herrlich, all die Bittschriften, Länderüberschreibungen, Titel- und Ämtervergaben zu unterschreiben, er war in Geberlaune.

    Im Juni 1509 erfolgten die prunkvollen Krönungsfeierlichkeiten, Henry VIII. war jetzt endlich frank und frei. An seiner Seite seine Königin Katharina, die er kurz vorher in einem deutlich bescheideneren Rahmen geheiratet hatte. Vom ersten Moment an gewann die Königin die Engländer für sich, sie war schön, besaß Würde und bewegte sich mit großer Sicherheit in ihrer Rolle. Mit ihrer tadellosen Haltung schuf sie einen günstigen Ausgleich zu Henrys Neigung zu informeller Spontanität, die manchmal für Irritationen sorgte, auch wenn sie erfrischend war. Die ersten Jahre seiner Regierung waren für Henry VIII. eine einzige Party. Vormittags ging er zur Jagd, mit großem Gefolge und Musikanten, Picknicks unter freiem Himmel, und immer in aufgeräumter Gesellschaft. Zurückgekehrt, speiste er ausgiebig, auch das war sein persönliches Vergnügen. Die Stunden nach dem Mittagsmahl gehörten dem Tanz, der Musik und der Komposition. Wenn er nachmittags nicht wieder zur Jagd ging, dann übte der König auf dem Turnierplatz mit seinen bevorzugten Kampfkameraden und Freunden. Fast jeden Abend gab es Bankette, Feste und Maskeraden. Auf Staatsgeschäfte hatte Henry VIII. dann allerdings keine Lust mehr. Die unvermeidbare, aber lästige Lektüre von Korrespondenz erledigte er zwischendurch während der Abendmesse in seiner Kapelle, was Katharina sehr irritierte und was sie kaum billigen konnte, streng religiös, wie sie war. Doch Henrys Frohsinn sprang auch auf die Königin über, und so waren es gute Jahre.



    Im Oktober 1509 war Katharina schwanger, ganz zur Freude des Königs. Doch die Schwangerschaft endete am letzten Januartag 1510 mit einer Fehlgeburt. Das ganze wurde zunächst nicht öffentlich gemacht, die Ärzte rätselten nämlich, was hier geschehen sein mag. Vermutlich hatte es sich um eine Scheinschwangerschaft gehandelt, ein Zeichen für den Druck, den die Königin verspürte, rasch einen gesunden männlichen Thronfolger zur Welt zu bringen. Bald darauf war Katharina dann wirklich schwanger, und am Neujahrstag 1511 hatte der König seinen ersehnten Erben: Er wurde natürlich Henry genannt. Die permanente Party des Königs konnte weitergehen.

    Das junge Eheglück und die Zukunftsverheißungen der Dynastie nahmen jedoch ein jähes Ende, als der kleine Prinz Henry nach nicht einmal neun Lebenswochen starb. Nichts war danach wie vorher. Zwar konnten sich seine Eltern noch trösten, dass sie jung genug für weiteren Nachwuchs waren. Aber das Unglück setzte sich fort: Fehl- und Totgeburten, plötzliche Kindstode nach wenigen Lebenswochen. Diese Jahre höhlten die vielversprechende Ehe des Königspaares aus. Dass Katharina sechs Jahre älter war, wirkte sich anfangs noch positiv aus. Der 18jährige Henry hatte eine junge Frau und kein Mädchen geheiratet. Sie war mindestens so gebildet wie er und kommunizierte auf Augenhöhe mit dem König, er bezog sie in all seine Entscheidungen ein.

    Zwischen ihrem Gatten und dem spanischen König agierte Katharina in den ersten Jahren sogar federführend in diplomatischer Funktion. Henry VIII. hoffte, seinen Schwiegervater für einen gemeinsamen Krieg gegen Frankreich gewinnen zu können. Das war seine Absicht von Anfang an. Zwar hatte England einen Friedensvertrag mit dem französischen König Louis XII., doch das waren die üblichen Täuschungsmanöver. In Wirklichkeit wollte Henry all das Land auf dem Kontinent zurückgewinnen, das Henry V. erobert und das Henry VI. verloren hatte. Der Anspruch der Plantagenet auf die französische Krone war nach Meinung des Tudors immer noch einzulösen. Ein Bündnis mit dem spanischen Schwiegervater war dafür genau das richtige. König Ferdinand dagegen hatte noch sehr viel weiterreichende Pläne: eine europäische Allianz gegen Frankreich, die auch Kaiser Maximilian einschloss sowie den Papst – das war Julius II., und der empfand großen Unmut über die italienische Eroberungspolitik des französischen Königs, durch die er mit ihm aneinandergeriet. Das war sehr praktisch für Henry, denn weil der Papst mit von der Partie war, konnte man den Waffengang gegen Frankreich prompt als „Heiligen Krieg“ titulieren. Henrys alte Berater und die englischen Bischöfe rümpften die Nase. Sie warnten davor, die friedfertige Frankreichpolitik aus der Zeit von Henry VII. zu beenden, nur um die Ruhmsucht des jungen Königs zu befriedigen. Aber dem Argument des Königs, es handele sich um einen Heiligen Krieg zur Befreiung der Kirche, konnten sich die Herren auf Dauer nicht verschließen.



    Der Titel „Fidei defensor - Verteidiger des Glaubens“ wurde Henry VIII. im Jahre 1521 von Papst Leo X. verliehen, weil der englische König gemeinsam mit Thomas Morus das Buch „Verteidigung der sieben Sakramente“ veröffentlicht hatte. Andere große katholische Königreiche bekamen ähnliche fromme Titel verliehen, zum Beispiel Apostolischer König (Ungarn), Allerchristlichster König (Frankreich) oder Katholischer König (Spanien). Später entzog der Papst dem englischen König den Ehrentitel wieder, sie verstanden sich nicht mehr so gut, um es milde auszudrücken. Das hielt England nicht davon ab, den Titel für ihren König weiter zu verwenden.
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  11. #536
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    Der erste Berater: Thomas Wolsey

    Der König war nicht richtig zufrieden mit seinen „pazifistischen“ Beratern. Gute Voraussetzungen also für neue Gesichter am Hofe. Ein Mann befand sich bereits in diesen Reihen, hatte einstweilen aber im Hintergrund gewirkt. Er war Kleriker, der seine Kollegen in ihren Plädoyers für den Frieden unterstützt hatte, zugleich aber dem König unter der Hand die Unterstützung signalisiert hatte, die dieser sich wünschte. Der Mann hieß Thomas Wolsey, und er verkörperte einen sagenhaften Aufstieg am Hof des Tudors, denn Wolseys Vater war nur ein Metzger gewesen, Händler und Viehzüchter in Suffolk, der in den Jahren nach den Rosenkriegen geschäftstüchtig zu bescheidenem Wohlstand gekommen war. Thomas Wolsey, das erkannte sein Vater rasch, war ein cleverer Junge, und er ließ ihn so gut ausbilden, wie es ging. Eine kirchliche Karriere war das beste, was ein begabter Mann niedrigen Standes anstreben konnte. Als Kleriker konnte man in die Haushalte einflussreicher Aristokraten gelangen, in die Zivilverwaltung oder sogar an den königlichen Hof. Diesen Weg hatte Thomas Wolsey beschritten, als Priester, wie es der Vater in die Wege geleitet hatte. Das bedeutete nicht, dass Thomas wie ein Priester lebte: Er war ein sinnlicher Mann, der keineswegs ohne Frauen leben wollte, was er auch nicht tat. Wichtig war lediglich, dass man als Priester dabei die Form wahrte. So stieg Wolsey im Laufe der Jahre auf bis zum Posten des Erzbischofs von Canterbury, eine unglaubliche Karriere. Charakterlich und von der großen Statur her passte er also gut zum König, auch wenn ihre Standesherkunft so weit auseinanderlag: Der Sohn des Metzgers und der durch Geburtsrecht zum Herrschen bestimmte Henry.



    Der 39jährige Wolsey erkannte sehr gut, was der junge König zu hören wünschte. Vor allem nahm er ihm die lästige Regierungsarbeit ab, damit sich Henry weiterhin ganz den Vergnügungen hingeben konnte. Bald bündelten sich die Informationen bei dem unermüdlich arbeitenden Wolsey, Verbindungen, Daten, Zahlen und Korrespondenzen, Optionen, Verhandlungsgrundlagen, am Ende Entscheidungen. Er war der Mann der Zeit, er war Henrys Mann. Jetzt noch nicht, aber bald, in naher Zukunft. Einstweilen sorgte Wolsey dafür, dass Henry bekam, was er wollte, den Krieg mit Frankreich. Da dieser von Rom autorisiert war, würde er auch die Laufbahn von Thomas Wolsey so oder so förderlich sein. Ende 1511 wurde die Militärallianz zwischen England, Spanien, dem Papst und Venedig beschlossen, und die Invasion Frankreichs für das kommende Frühjahr geplant.



    Voller Elan ging Henry VIII. an den Krieg, den er sich so gewünscht hatte. Sechzigtausend englische Soldaten, so tönte die Propaganda, würden nach Calais übersetzen. Zwölf überdimensionale Kanonen führte die Armee für den Heiligen Krieg im Gepäck, die „die zwölf Apostel“ genannt wurden. Der Tudor übersah nur, dass jeder seiner Bündnispartner seine eigenen Ziele gegen Frankreich verfolgte: Der Papst wollte die Franzosen nur aus Norditalien vertreiben, der Kaiser die verlorenen Provinzen von Burgund wiedergewinnen, und Ferdinand begehrte Navarra und die Guyenne. Henry VIII. winkte der größte Preis, und entsprechend trug er die meisten Kosten an dem Feldzug. In Calais erging sich der König volle drei Wochen in Turnierfesten und Banketten, die logistischen Details überließ er wie üblich Wolsey.



    König Louis XII. war angesichts der gegnerischen Truppenstärken tatsächlich überrascht, und so konnten Henry VIII. und Kaiser Maximilian in einer gemeinsam geführten Schlacht die zahlenmäßig klar unterlegenen Franzosen in die Flucht schlagen. Ein toller Sieg, den Henry als „zweite Sporenschlacht“ feierte, weil die französischen Ritter ihren Pferden die Sporen gaben, um ihre Haut zu retten. Sie wurden als die „geharnischten Hasenfüße“ verspottet. Frankreich stand diplomatisch aber nicht alleine da, Louis XII. aktivierte jetzt sein Bündnis mit Schottland. Getreu seiner Verpflichtungen marschierte Schottlands König Jakob IV. mit seinen Truppen in Nordengland ein (im Englischen wird der schottische Name Jakob übrigens mit James wiedergegeben). Dass Margaret Tudor, Henrys ältere Schwester, mit Jakob verheiratet war, hatte daran nichts geändert, auch wenn die ihren Mann bekniet hatte, er möge das Feuer im Hause des Nachbarn (also Frankreich) nicht löschen und dabei das eigene Haus in Brand setzen. Das Problem mit der schottischen Invasion bekam Katharina übertragen, sie war während Henrys Abwesenheit mit der Regierung Englands betraut worden. Und sie machte einen guten Job, in kurzer Zeit stampfte sie eine Armee aus dem Boden und bot ihrem Schwager Jakob die Stirn. Das Aufeinandertreffen der beiden Heere ereignete sich am 9. September 1513 und wurde zu einer Katastrophe für die Schotten, die nicht nur ihren König, sondern auch einen guten Teil ihres Adels auf dem Schlachtfeld verloren.



    Schottland musste einen Waffenstillstand unterzeichnen. Margarets düstere Ahnungen hatten sich offensichtlich erfüllt, sie musste für ihren erst einjährigen Sohn Jakob V. die Regentschaft übernehmen. Die gebürtige Spanierin Katharina dagegen war bei den Engländern jetzt erst recht beliebt, mit einem Sieg über die Schotten konnte man bei ihnen immer punkten.
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  12. #537
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Die armen Schotten
    "La majestueuse égalité des lois, qui interdit au riche comme au pauvre de coucher sous les ponts, de mendier dans les rues et de voler du pain." - Anatole France

    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  13. #538
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    In Frankreich lief Henrys Feldzug dagegen nicht so klasse. Die Fronten waren festgefahren, und dann fiel ihm auch noch der aalglatte Bündnispartner Ferdinand in den Rücken: Der spanische König schloss einen separaten Waffenstillstand mit Frankreich. Diesen Schritt erklärte Ferdinand so: Er habe sich beim Jagen erkältet und sei daraufhin schwer erkrankt. Angesichts seines nahen Todes habe ihm sein Beichtvater das Versprechen abgepresst, für sein Seelenheil Frieden mit Louis XII. zu schließen, auch habe er seinem Nachfolger kein Land im Krieg hinterlassen wollen. Henry VIII. tobte, weil er jetzt erkannte, wie naiv er an das ganze Unternehmen gegangen war. Offenbar hatte Ferdinand ihn nur benutzt, um Frankreich militärisch zu schwächen und zu großzügigen finanziellen Konzessionen gegenüber Spanien zu bringen. Kaiser Maximilian sah das genauso und machte ebenfalls seinen Deal mit Frankreich. Prompt stand Henry VIII. alleine gegen Frankreich da, denn jetzt machte auch Venedig Anstalten, die Seiten zu wechseln. Englands ganze finanziellen Vorschüsse an die Bündnispartner waren auf dem Kontinent verloren, Henry hatte richtig viel Geld in den Sand gesetzt und bekam schlechte Laune. Die erste unmittelbare Konsequenz war, dass die Verlobung von Mary, Henrys jüngerer Schwester, mit Maximilians Enkel gelöst wurde. Das war der spätere Kaiser Karl V., bei dem das ganze spanisch-habsburgische Erbe zusammenlief. Ein enormer Verlust. Mary war sich der Tatsache bewusst, mit dem begehrtesten Junggesellen Europas verlobt zu sein, Henry offenbar nicht.

    Wolsey aber bestärkte den König in dieser Haltung. Er solle Ferdinand und Maximilian kaltstellen und stattdessen mit Frankreich ins Geschäft kommen. Henry VIII. hörte auf ihn und verzichtete auf die geplante Fortsetzung des Feldzugs im Frühjahr 1514, stattdessen schloss er Frieden mit dem französischen König. Louis XII. trat dafür Tournai ab und zahlte Geld. Ein besonderes Sahnebonbon hielt Henry – das heißt Thomas Wolsey – dem alternden König von Frankreich noch vor die Nase, und das war Henrys blutjunge Schwester Mary, die ja gerade von Karl von Habsburg entlobt worden war. Offenbar war Mary entsetzt darüber, in das Bett dieses vorzeitig gealterten Mannes verheiratet zu werden, aber sie löste die Herausforderung auf ihre Art. Wie es heißt, hat sie den gebrechlichen Louis XII. zu Tode getanzt. Nach nur zwölf Wochen Ehe kehrte sie wieder nach England zurück und setzte bei ihrem Bruder durch, dass sie sich den nächsten Mann selber aussuchen dürfe.



    Für Wolsey war das Ganze gut gelaufen, der König überschüttete ihn mit Bischofssitzen und anderen einträglichen Einnahmequellen. Auch der neue französische König Francois I. zahlte ihm gemäß des Friedensvertrags eine jährliche Rente. Als der Erzbischof von York starb, klopfte Henry VIII. beim neuen Papst Leo X. an, er möge Wolsey nicht nur diesen Posten, sondern direkt auch einen Kardinalshut übergeben: Immerhin habe sich Wolsey seinerzeit mit dem Schmieden der antifranzösischen Koalition sehr verdient um die Kirche gemacht. Da konnte Leo X. auf Dauer nicht Nein sagen. Als Henry VIII. dann Wolsey auch noch das Amt des Lordkanzlers übertrug, was vergleichbar mit dem Amt des Premierministers ist, da war Thomas Wolsey auf dem Höhepunkt der Macht angelangt.



    Parallel zu Wolseys Aufstieg sank der Einfluss Katharinas auf ihren königlichen Gemahl. Das lag auch daran, dass Henry sauer war auf den Treuebruch ihres Vaters Ferdinand, obwohl sie dafür nichts konnte und diesen ja auch verurteilte. Obwohl sie während der Zeit ihrer Regentschaft über England und im Krieg gegen Schottland einen hervorragenden Job gemacht hatte, musste sie sich nun wieder in die Rolle der Frau fügen. Und das tat sie auch: Im Februar 1516 brachte sie ein gesundes Mädchen auf die Welt, das auf den Namen Mary getauft wurde – die spätere Bloody Mary. Natürlich wäre dem König ein Sohn lieber gewesen, aber okay, dann war es jetzt halt mal eine Tochter geworden. Es war ein Anfang, glaubte er. Aber es war leider das Ende, denn im November 1518 wurde Katharina von einem weiteren Mädchen entbunden, das kurz darauf starb. Und es war ihre letzte Schwangerschaft. Mit nur 33 Jahren war ihr Körper nach sieben Schwangerschaften in neun Jahren erschöpft, sie alterte vor der Zeit, wurde unattraktiv. Okay, auch Henry war nach dem jahrelangen Fressen nicht mehr so athletisch wie einst, aber er war der König und außerdem sechs Jahre jünger als Katharina. Man kann nicht sagen, dass Henry notorisch promisk war, im Grunde war er ein monogamer Romantiker. Aber unter diesen Umständen holte er sich nun doch die ein oder andere Dame in sein Bett. Mit einer Geliebten bekam er 1519 sogar einen Sohn (Henry Fitzroy), den er auch als seinen anerkannte. Aber der war halt nicht legitim geboren, außerdem sollte er bereits 1536 sterben, weshalb er hier keine weitere Rolle spielen soll. Wichtig war, dass der König aus der Geburt des Knaben den Schluss zog, dass es an ihm jedenfalls nicht lag, wenn Katharina keinen Sohn gebar.



    Der König hatte also nach wie vor keinen männlichen Thronfolger, und diese Tatsache führte zu allerlei beunruhigenden Spekulationen im Lande. Zwar gab es kein Gesetz, das eine Krönung der Tochter untersagte. Doch nach den herrschenden politischen Gepflogenheiten wäre eine Königin, zumal wenn sie einen ausländischen Fürsten heiraten sollte, eine Gefahr für die Stabilität des Staates. Edward Stafford, der Herzog von Buckingham, der nicht die Würdigung des Königs erfuhr, die ihm seiner Ansicht nach zustand, bot den meisten Anlass zur Sorge und stand im Zentrum der Gerüchte. Er war ein Nachfahre Edwards III. und verfügte über enorme Ländereien und Besitztümer. Im Hochadel besaß er sehr gute Verbindungen, leider war Buckingham aber auch unvorsichtig, um nicht zu sagen töricht in seinen Äußerungen und seiner Selbstdarstellung. Man redete darüber, Buckingham werde zum offiziellen Nachfolger des Königs erklärt – sofern er sich die Krone nicht schon zu Lebzeiten des Königs erobere. Thomas Wolsey hörte durch seine Spitzel von diesen Plänen und steckte sie dem König. Nach einigem Taktieren schlug Henry VIII. im Mai 1521 zu, ließ Buckingham verhaften und wegen Hochverrats exekutieren. Die Affäre sorgte sowohl im Inland wie im Ausland für erhebliches Aufsehen. Was war da los in England? War Henry VIII. doch nicht der strahlende König, wie es den Anschein hatte? Offenbar gab es da wohl doch Risse im Verhältnis zum Adel, die sich nicht länger verdecken ließen. Und wer war überhaupt dieser Thomas Wolsey, dieser mächtigste Politiker Englands, begann man sich nun zu fragen. Der Sohn eines Fleischers, fügte man genüsslich an den europäischen Höfen hinzu.
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  14. #539
    Ewig unbezähmbar! Avatar von LegatBashir
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    Es ist einfach toll wie Henry mit seinen Beratern umging. Die fuhren quasi die Rolltreppe hoch und am Ende vielen Sie in den Fleischwolf
    ex flammis orior

  15. #540
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
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    Einstweilen beschäftigte sich der kritisierte Wolsey mit der Verfolgung von Ketzern in England. Anfang der 1520er begann der König nämlich, sich intensiv mit den Reformideen des Martin Luther zu beschäftigen, die die Kirche so in Aufruhr versetzten. Henry interessierte sich ja sehr für theologische Fragestellungen und konnte der protestantischen Lehre einiges abgewinnen, zum Beispiel die Ablehnung der priesterlichen Sakramente als einzigen Weg zum Seelenheil, weil der Gläubige stattdessen durch die Lektüre der Heiligen Schrift zu einem gottgefälligen Leben finden solle. Einschränkend muss man dazu sagen, dass Henry VIII. damit nicht alle Gläubigen meinte. Im Gegenteil hielt er es für eine ganz gefährliche Sache, wenn gewöhnliche Menschen in der Bibel lesen, das konnte nur zu dummen Gedanken und Aufruhr führen. Die Lektüre der Heiligen Schrift sollte hochgestellten Persönlichkeiten des Adels und des Klerus vorbehalten bleiben.



    Die Protestanten erkannten von den sieben katholischen Sakramenten lediglich zwei an, die Taufe und die Eucharistie, das Abendmahl. Beim letzteren Punkt aber hatte Henry VIII. eine klare Meinung: Anders als für die Protestanten war für ihn die Transsubstantiation ein Element, an dem nicht gezweifelt werden durfte, hier folgte der König der katholischen Lehre.



    Vereinfacht gesagt, war das die Wesenswandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi während des Abendmahls. Die Protestanten hielten am Abendmahl fest, aber der Auffassung von der Wandlung folgten sie nicht. Für den König war das ein Unding, den Thomas Wolsey in seinem Auftrag in England zu bekämpfen hatte. Eifrig machte sich der Lordkanzler daran, die Ketzer zu verfolgen und verurteilen zu lassen, so mancher verschwand in den Kerkern Englands.

    Bald darauf bekam Thomas Wolsey aber einen Auftrag vom König, bei dem er seine Fähigkeiten mal richtig unter Beweis stellen sollte.
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