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Thema: [CK2/EU4] Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt

  1. #256
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
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    Teaser für das nächste Kapitel. Wer ist's?

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  2. #257
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Hm, meinst du, da kommt jemand drauf, ohne es zu googeln? Ich jedenfalls nicht
    "La majestueuse égalité des lois, qui interdit au riche comme au pauvre de coucher sous les ponts, de mendier dans les rues et de voler du pain." - Anatole France

    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  3. #258
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    Eduard I.
    Hab aber Google benutzt, wusste nur, dass es ein englischer König sein müsste, habe zunächst aber an den Hundertjährigen Krieg gedacht.

  4. #259
    Registrierter Benutzer Avatar von Herbert Steiner
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    Eduard I, ich musste nichtmal googlen und habe einfach nur Furrax Post gelesen

  5. #260
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
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    Edward I.

    Jawoll, das Bild ist aus Braveheart, ein ebenso spannender wie historisch schräger Kinofilm. Typisch Mel Gibson halt. Der wahre Star des Films ist in meinen Augen nicht der schottische Aufrührer William Wallace, sondern sein Gegenspieler Edward I. - und wie der Schauspieler Patrick Mc Goohan ihn dargestellt hat.


    Edward I. Plantagenet
    König von England, lebte 1239-1307
    Startdatum: 1. Januar 1258


    Ich fasse zur besseren Übersicht hier direkt zu Beginn und zu späteren Zeitpunkten zusammen, welche wichtigen Personen eine Rolle spielen:



    1. Prinz Edward

    Als England in meiner Story zuletzt erwähnt wurde, da saß noch Edwards Großvater, der tyrannische John Lackland, auf dem Thron. Der hinterließ ein Reich im Niedergang: Im Jahre 1214 hatte John gegen den französischen König die wichtige Schlacht von Bouvines verloren, England war auf dem Kontinent klar in die Defensive geraten. Mehr noch, die englischen Barone begehrten 1215 gegen John auf und zwangen ihren König, die „Magna Charta“ zu unterzeichnen, in der die Rechte des Königs zugunsten eines vom Adel besetzten Parlaments beschnitten wurden. Als John im Jahr darauf starb, hinterließ er seinen Thron dem erst neunjährigem Henry III.



    War John noch ein waschechter Schurkenkönig gewesen, muss man Henry III. als eine traurige Gestalt bezeichnen, er war nicht sonderlich klug und von einfältigem Wesen. Dabei bekam der junge König trotz der desolaten Lage gute Startchancen spendiert, er hatte einen fähigen Regentschaftsrat. Als Henry III. sich 1227 für mündig erklärte und eigenverantwortlich regieren wollte, gingen die Probleme wieder los. Denn mündig wurde dieser König eigentlich nie.

    Nach einigen Jahren des Gezerres mit Frankreichs Louis IX. waren die Jahre 1235 und 1236 die der Heiratspolitik: Zum einen verheiratete Henry seine Schwester Isabella mit dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, dem Staufer Friedrich II., und damit gewann er einen Verbündeten gegen Frankreich.



    Friedrich brauchte die 20.000 Pfund Mitgift seiner Braut, weil er gerade einige Probleme mit seinem Sohn Heinrich VII. und den italienischen Städten hatte. Zum zweiten heiratete Henry III. selber, und zwar Eleonore, die Tochter des Grafen der Provence (im folgenden Bild das Mädchen mit dem Namen Aliénor). Hier war zwar keine große Mitgift abzuräumen, die Verbindung war dafür politisch wertvoll: Eleonores ältere Schwester Margarete (im folgenden Bild die Frau namens Margarida) hatte vor kurzem Louis IX. von Frankreich geheiratet, während die Familie ihrer Mutter, die Grafen von Savoyen, die westlichen Alpenübergänge beherrschte und deshalb in den Machtkämpfen zwischen dem Papst und dem Kaiser von beiden umworben wurden. Henry gewann durch die Heirat Einfluss auf die päpstliche Kurie und verbesserte wesentlich seine Beziehung zum französischen König, der nun sein Schwager war.



    Das hinderte die beiden Schwager nicht daran, weiter Krieg miteinander zu führen. Die Engländer hielten auf dem Festland die Normandie und Aquitanien – das Angevinische Reich, das dank William dem Eroberer und durch Heirat den Plantagenet gehörte. Andererseits hatte der französische König dadurch einen Haufen de-jure-Kriegsgründe, die er nach und nach gegen Henry durchsetzen konnte. Henry machte bei den Auseinandersetzungen eine denkbar schlechter Figur und musste auf den englischen Anspruch auf die Normandie, Maine und Anjou verzichten. Er behielt einen Rest von Aquitanien und musste Louis dafür den Lehnseid leisten. Super, dachten die englischen Barone, echt super.

    Henrys junge Gattin Eleonore war eine kluge Frau, die rasch Einfluss auf die Politik ihres Mannes gewann und die französische Berater an den englischen Hof mitbrachte – sehr zum Unwillen der englischen Barone.
    Dann stieg am englischen Hof ein Emporkömmling auf, Simon de Montfort. Montfort war nicht nur ein charismatischer Anführer, er hatte es auch fertiggebracht, Henrys verwitwete Schwester (im folgenden Bild: Eleanor, rechts daneben Montfort selbst) zu verführen und 1238 zu heiraten. Als Schwager des Königs war Simon de Montfort natürlich eine einflussreiche Person in England. Allerdings hatte der König für die Verbindung nicht die vorherige Zustimmung der Barone eingeholt. Die dubiose Heirat wollte auch der Bruder des Königs, Richard von Cornwall, nicht akzeptieren, unterlag bei den Kämpfen aber. Richard erhielt schließlich 16.000 Mark Abfindung vom König, Simon bekam die Grafschaft Leicester, und man versöhnte sich wieder.

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    Geändert von Mark (09. Oktober 2017 um 07:45 Uhr)
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  6. #261
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    Edward I.

    Am 17. Juni 1239 wurde endlich der Thronfolger geboren. Seinen Namen enthielt er, entgegen der angevinischen Tradition, nach Edward dem Bekenner (siehe Kapitel über William dem Eroberer), das war der Lieblingsheilige des Königs. Als Taufpaten des kleinen Edward fungierten dessen beiden Onkel, Richard von Cornwall und Simon de Montfort. Mehr noch: Als der kleine Edward im Alter von neun Jahren von seinem Vater mit der Gascogne belehnt wurde, erhielt Montfort für die sieben Jahre der Regentschaft das Amt des Seneschalls, übte die Regierung über die Gascogne aus und war für die Erziehung Edwards verantwortlich. Montfort übte die Funktion dann aber nur drei Jahre lang aus, der König entzog sie ihm 1252 nach einem Streit wieder. Die Folge war, dass in der Gascogne Unruhen ausbrachen, zumal Alfons X. von Kastilien in der Nachfolge seines Vaters Ferdinand Ansprüche auf die Region erhoben hatte. Alfons hatte die beiden Königreiche Leon und Kastilien geerbt und diese in seiner Hand vereinigt. Ein neuer westeuropäischer Machtfaktor war da im Entstehen. Englands König Henry III. musste darauf reagieren und konnte es sich nicht leisten, wegen der Gascogne mit Frankreich und Kastilien zugleich im Streit zu liegen. Er schaffte 1254 dann einen Vertrag mit Alfons, in dem Kastilien auf die Gascogne verzichtete. Besiegelt wurde die Abmachung durch die Verlobung des englischen Thronfolgers (unseres Prinzen Edward) mit der kastilischen Prinzessin Eleonore, einer Halbschwester von König Alfons. Die Verbindung hatte schlicht die Funktion, die Südgrenze Aquitaniens für die englische Krone abzusichern. Es war eine politische Ehe, trotzdem wurden Edward und Eleonore miteinander glücklich.



    Um sein angeknackstes Image aufzubessern, entschied sich Henry, das Kreuz zu nehmen und Jerusalem zurückzuerobern. Der Papst hatte eine bessere Idee: Für einen Heiligen Krieg müsse Henry gar nicht so weit reisen, er könne doch Sizilien für die Kirche erobern und es den teuflischen Staufern entreißen. Immerhin war der bisherige Herrscher Friedrich II. 1250 gestorben und die Lage dort nicht geklärt. Henry III. sagte zunächst leichtfertig zu und investierte Unmengen von Geld in das Unternehmen, aus dem dann doch nichts wurde. Am Ende schuldete die englische Krone dem Papst 135.000 Mark Silber. Bekanntermaßen war es dann der französische König, der schließlich zugriff und seinem Bruder Karl von Anjou Sizilien sicherte.

    Es gab bald noch einen vakanten Thron, nämlich den deutschen. Seitdem die Staufer-Dynastie beendet und auch König Wilhelm von Holland 1256 zu Tode gekommen war, wurde die Krone von den deutschen Fürsten nunmehr schlicht dem Meistbietenden angeboten. Die meiste Kohle bot zum einen Alfons X. von Kastilien (im folgenden Bild oben), als neuer Monarch im Konzert der Großmächte war er einfach scharf auf den Kaisertitel. Der zweite war Edwards Onkel Richard von Cornwall (im Bild unten), dessen Name wurde irgendwie immer genant, wenn es darum ging, einen verwaisten Thron neu zu besetzen oder einen unliebsam gewordenen Monarchen in seiner Herrschaft abzulösen. Richard hatte das nötige Geld und er war durchaus fähig.

    Und offenbar weitsichtiger als sein königlicher Bruder, denn er hatte es 1252 abgelehnt, sich vom Papst mit Sizilien belehnen zu lassen. Richard kommentierte das Angebot nämlich mit den Worten, das sei so, als sage man ihm: „Ich verkaufe Dir den Mond. Steig' hinauf und hol' ihn Dir.“

    Als es 1256 aber um die deutsche Krone ging, leistete Richard den an der Wahl beteiligten Fürsten Entscheidungshilfe durch beachtliche „Handsalben“ im Umfang von 28.000 Mark.



    Für welchen der beiden Kandidaten entschieden sich die deutschen Kurfürsten, nachdem sie von beiden reichlich Handsalbe erhalten hatten? Für beide. Jeweils eine Fraktion wählte einen der Kandidaten, wobei sich Alfons X. aber nicht mal die Mühe machte, für seine Krönung oder gar zum Regieren nach Deutschland zu kommen. Der Kastilier wollte nur den Titel. Bei Richard von Cornwall sah es etwas anders aus, er zeigte tatsächlich Interesse an Deutschland und wurde am 17. Mai 1257 in Aachen zum neuen König gekrönt.

    Im Jahr darauf musste er jedoch zurück nach England, dort gab es nämlich Probleme. Die königlichen Schatztruhen Englands waren leer, die englischen Untertanen, besonders die Juden, waren durch die Steuerlast ausgeplündert.



    Henry III. wurde zahlungsunfähig und bekam ernsthaften Ärger mit dem Papst, der den englischen König aufforderte, seinen ihm gegenüber eingegangenen Verpflichtungen bezüglich Sizilien nachzukommen. Als sich nichts tat, drohte der Papst mit dem Interdikt für England. In seiner Not versuchte Henry, an den Magnaten vorbei in den Grafschaften neue Steuern einzuziehen. Die waren davon wenig begeistert. Dann hatten sich 1256 auch noch die Waliser erfolgreich gegen die englische Herrschaft erhoben. Frankreich war darüber beunruhigt, dass mit Richard ein Bruder des englischen Königs in Deutschland regierte und suchte das Bündnis mit Alfons von Kastilien, der ja auch Richards Konkurrent um die deutsche Krone war. Henry III. hatte alle Hände voll zu tun, ein gegen England gerichtetes Bündnis von Frankreich und Kastilien zu verhindern.

    Vor diesem Hintergrund und einer Serie von Missernten war 1258 für die englischen Barone das Maß voll, und federführend unter den Lords war Simon de Montfort. König Henry wurde zu den „Provisions of Oxford“ gezwungen, einem Vertrag, der weit über die Magna Charta hinausging und den König zu weiten Teilen entmachtete. In einem Rat, dessen Mitglieder zur Hälfte die Barone und zur Hälfte der König bestimmen sollten, regierte Letzterer praktisch nur noch als „primus inter pares“, und das Parlament aus weltlichen sowie kirchlichen Lords sollte sich dreimal im Jahr versammeln. Diese „Provisions of Oxford“ mussten außer dem König und Edward auch der später nach England zurückkehrende deutsche König Richard beschwören. Über England herrschte nicht länger der König, sondern eine Oligarchie der Barone.
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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  7. #262
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    Edward I.

    Auch beim französischen König musste Henry III. klein beigeben und ihn dazu persönlich in Paris aufsuchen, wo er von Louis IX. herzlich begrüßt wurde. Am 4. Dezember 1259 wurde der Friede von Paris verkündet, in dem Henry förmlich auf alle verlorenen Gebiete des Angevinischen Reiches verzichtete (also auf Anjou, Maine, Tourraine sowie den Titel eines Herzogs der Normandie). Im Gegenzug für die Bestätigung des Status quo erhielt Henry III. neben der Gestellung von 500 Rittern die Gascogne mit territorialen Zugeständnissen, und zwar als Lehen des französischen Königs. Sogleich hatte Henry dem Kapetinger Louis IX. im Garten des Pariser Königspalastes den so lange verweigerten Lehnseid zu leisten. Außerdem wurde vereinbart, dass jeder englische König bei einer Thronfolge - sowohl einer in Frankreich wie in England – ebenfalls dem französischen König als Lehnsherren huldigen müsse. Damit sollten die Franzosen die Engländer noch richtig quälen!



    Aber Louis IX. unterstützte Henry III. auch, und zwar gegen seine Barone bzw. das englische Parlament. Denn die Zeit war noch nicht reif für solche quasi-demokratischen Institutionen, und sowohl dem französischen König wie auch dem Papst waren mehr als unwohl bei dem Gedanken. Was sollte aus der Welt werden, wenn die von Gott gewollte Ordnung in Frage gestellt wird? Was, wenn dieser unerhörte Machtanspruch der Barone auf den Kontinent überschwappt? Louis half Henry mit Geld für Söldner aus, der Papst drohte den Baronen mit der Exkommunikation. Doch als Henry III. Anstalten machte, das Parlament vom Papst für nichtig erklären zu lassen, griffen die Barone unter Führung von Simon de Montfort zu den Waffen. In England herrschte wieder Bürgerkrieg.



    Am 14. Mai 1264 kam es in Sussex zur Schlacht. Henry III. machte seinem Ruf als mieser Feldherr alle Ehre und verlor trotz zahlenmäßiger Überlegenheit gegen die Barone unter Simon de Montfort. Henrys Bruder, der deutsche König Richard, floh in eine Mühle und galt fortan als einer der jämmerlichsten Feiglinge der englischen Geschichte. Der einzige, der auf Seiten der königlichen Truppen eine halbwegs gute Figur machte, war Henrys 25jähriger Sohn Edward. Er geriet in Gefangenschaft – genau wie der König – und die Barone behielten ihn als Geisel, um sich für die Zukunft Henrys zahme Kooperation zu sichern. Aber der junge Prinz Edward war ein waschechter Plantagenet, er ließ sich nicht ohne Weiteres wegsperren.



    Erst einmal gehörte der Sieg aber Simon de Montfort, der fortan wie ein ungekrönter König herrschte. Er rief ein Parlament ein, zu welchem auch Ritter und Bürger der Mittelschicht gehörten. Doch Regieren ist immer schwieriger als Opposition. Kaum hatten die Engländer festgestellt, dass auch Simon de Montfort nur mit Wasser kochte und nicht alle Missstände sich über Nacht abstellen konnte, kamen ihnen Zweifel. Plötzlich war es vielen Lords unheimlich, dass sie ihren König quasi abgesetzt hatten und erinnerten sich an die Worte des Papstes, der ihnen mit ewiger Verdammnis gedroht hatte. Und hier und da hörte man jemanden murren, dass sie den Streit mit König Henry III. doch nur angefangen hatten, weil der zu viele Franzosen in die Regierung geholt hatte. Und wer bitte war Simon de Montfort?

    Im Mai 1265 konnte Prinz Edward aus der Gefangenschaft fliehen und sich mit dem Grafen von Gloucester zusammentun. Augenblicklich begannen die Engländer, sich um sie zu scharen. Prinz Edward versprach, das Land zu reformieren und ihm Frieden und Ordnung zurückzugeben. Plötzlich gab es einen neuen Hoffnungsträger in England, gegen den Simon de Montfort verstaubt aussah. Edward kesselte seine Armee am 4. August 1265 ein und tötete Montfort samt dessen Sohn, ihre Leichen wurden in Stücke gerissen. König Henry, der sich bei der Schlacht in Montforts Gefolge befand, geriet mitten in die Kämpfe und wurde dabei von seinen eigenen Anhängern, die ihn nicht erkannten, verwundet, ehe er doch noch erkannt und gerettet wurde. Edward befreite seinen verängstigten Vater aus der Hand der Rebellen und nahm ihm behutsam die Regierung aus den unfähigen Händen.



    Henry III. suchte den Ausgleich mit Montforts Anhängern, aber Edward führte den Krieg gegen die Barone zwei Jahre lang zornig fort, bis der König – kriegsmüde und pleite – einen ordentlichen Frieden mit seinen Gegnern schließen konnte. Zu verdanken hatte Henry das günstige Ergebnis seinem energischen Sohn Edward, der das unhaltbare Chaos und den Bürgerkrieg beendete und die Ordnung wiederhergestellt hatte.



    Edward unternahm 1270 einen Kreuzzug in das Heilige Land, wo er im Juni 1272 den Angriff eines Assassinen überlebte, was wirklich nicht viele Leute von sich behaupten konnten. Der Vertreter dieser gefürchteten Guerillatruppe verletzte ihn mit einem vergifteten Dolch am Arm, ehe Edward ihm die Waffe entreißen und ihn damit töten konnte. Die Wunde wurde brandig, und ein englischer Arzt schnitt das faulige Fleisch heraus. Offenbar war nicht genügend Gift eingedrungen, um Edward zu töten. Der Vorfall war typisch für Edward: Alles, was er zustande brachte, erreichte er durch unerschrockenes, schnelles Handeln und aus eigener Kraft.

    Ein paar Monate später kehrte Edward in den Westen zurück und erfuhr bei seiner Landung in Italien vom Tod seines Onkels Richard von Cornwall (+ April 1272) sowie dem seines Vaters Henry III. (+ November 1272). Damit war die alte Generation abgetreten und Edward I. auch offiziell der Herrscher von England.
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  8. #263
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    Edward I.

    Das also ist aus den Protagonisten der ersten Phase geworden:

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  9. #264
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    Edward I.

    Das ist eine Doku über die bisher in diesem Kapitel geschilderte Zeit von Henry III. und seinen Sohn Edward I.



    Und dies sind die Protagonisten, die in den kommenden zwanzig Jahren eine Rolle spielen:

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  10. #265
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    Edward I.

    2. König Edward

    Offenbar war sich Edward seines Erbes ziemlich sicher, denn er hastete nicht nach England zu seiner Krönung. Stattdessen trieb er sich zwei Jahre auf dem Kontinent herum, besuchte den Papst, dann den neuen König von Frankreich (Philipp III.) und leistete ihm einen hochinteressanten Lehnseid: „Ich huldige dir für alle Ländereien, die ich eigentlich von dir zu Lehen halten sollte.“ Philipp dürfte ziemlich gestutzt haben und argwöhnte zu Recht, dass Edward sich zurückholen wollte, was sein Großvater John in Frankreich verloren hatte.

    Für solch einen Schritt hatte Edward zunächst einmal daheim die Grundlagen zu schaffen. Er segelte nach England, und am 19. August 1274 – also fast zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters – wurde er in Westminster mit großem Prunk gekrönt. Die sonst aufmüpfigen Barone hatten seine lange Abwesenheit nicht ausgenutzt, um wieder zu rebellieren. Im Land war trotzdem vieles im Argen. Die Richter und die Sheriffs ließen sich schmieren, die Lords machten, was sie wollten, und im ganzen Land herrschte Misswirtschaft. Die Reste vom Krönungsbankett waren kaum vertilgt, da begann Edward im September 1274, gründlich aufzuräumen. Alle Sheriffs wurden abgesetzt. Er schickte zwei vertrauenswürdige Beamte in jede Grafschaft zu einer Bestandsaufnahme aller Liegenschaften. Das Ergebnis war, dass Edward im Parlament des Frühjahrs 1275 ein Gesetz durchdrückte, welches die Korruption und viele andere Missstände abstellte. Bei all seinen Maßnahmen achtete er darauf, die weltlichen und kirchlichen Lords einzubinden und mitzunehmen, und es herrschte Einigkeit unter ihnen, die zwanzig Jahre zuvor undenkbar gewesen wäre.

    Jetzt konnte sich der englische König den außenpolitischen Problemen auf dem Kontinent widmen, vor allem Navarra und Frankreich. In Paris rivalisierten die Königinmutter Margarete von Provence und Karl von Anjou um Einflussnahme auf den französischen König, der von seinem Onkel u.a. zu einer Kandidatur für die deutsche Krone gedrängt wurde (er unterlag jedoch gegen Rudolf von Habsburg, der am 24. Oktober 1273 in Aachen gekrönt wurde). In Kastilien gab es noch immer Alfons, der auf seiner Würde als deutscher König beharrte und den Edward bis zu Alfons Tod 1275 darin bestärkte.

    Ein erstes Problem gab es für Edward mit Navarra. Hier übte die Königinwitwe Blanca die Regentschaft für ihre Tochter Johanna aus, übergab die Vormundschaft für das Mädchen aber dem französischen König, und regierte nur noch die Champagne im Namen ihrer Tochter. Mit diesem Schritt sicherte Blanca ihr Navarra vor dem Nachbarn Aragon ab. Edward gelang es, Blanca Ende 1275 zur Hochzeit mit seinem Bruder Edmund zu überreden, der so zum Herrn über die reiche Champagne wurde. Natürlich leistete Edmund dem französischen König artig das homagium für die Grafschaft. Merkwürdigerweise nutzte der englische König in der Folgezeit nicht die Gelegenheit zur Einflussnahme in dieser Region.

    Ähnlich abwartend verhielt sich Edward in Brabant, wo er mit dem Herzog Verhandlungen über eine Eheschließung zweier ihrer Kinder führte (die Ehe zwischen Edwards Tochter Margarete und Johann, dem Sohn des Herzogs, kam erst 1290 zustande). Auch bei dem Streit um das Erbe von Poitiers blieb Edward I. zurückhaltend. Hier waren umfangreiche Besitzungen nach dem Tod des kinderlosen Grafen ledig geworden, und König Philippe vereinnahmte diese. Nach zähen Verhandlungen (vier Jahre lang!) mit Philippe sicherte sich Edward zumindest Agen und den südlichen Teil der Saintogne, musste im Gegenzug aber auf die Ansprüche auf andere Ländereien verzichten.

    In Kastilien starb im August 1275 Alfons ältester Sohn und Thronfolger Ferdinand. Der König überging die Ansprüche von Ferdinands beiden Söhnen und ernannte stattdessen seinen zweiten Sohn Sancho zum Erben der Krone. Dieser Schritt brachte Alfons einigen Ärger: Seine eigene Frau sowie Ferdinands Witwe suchten samt den beiden Enkeln Schutz am Hof von Aragon. Auch Frankreichs König stellte sich auf die Seite der beiden Enkel. Edward war verwandtschaftlich an Alfons gebunden, hatte Philippe aber für die Gascogne den Lehnseid geleistet – er war also beiden Parteien zugleich verpflichtet. Ziemlich blöd, denn beide forderten unter Androhung rechtlicher Sanktionen jeweils Hilfeleistungen ein. Edward kam da ein aktuell anstehender Feldzug in Wales recht, denn so konnte er sich einer Parteinahme vorerst entziehen.

    Unterdessen hatte sich in Wales nämlich Ärger zusammengebraut. Die dortigen Lords hatten den englischen Bürgerkrieg der 1260er Jahre ausgenutzt, um ihre eigene Machtstellung zu verbessern. Ja, sie waren sogar mehrfach in England eingefallen. 1267 hatte einer der ihren, Llywelyn, die walisischen Lords unter seiner Führung zusammengeschmiedet und sich zum „princeps Wallie“ - dem Prince of Wales – ausrufen lassen. Die Waliser waren fortan fähig, der Dominanz der Engländer etwas entgegenzusetzen. Edward gefiel es überhaupt nicht, auf der eigenen Insel einen so selbstbewussten Nachbarn zu haben. Und er hatte ein Auge auf all das walisische Land geworfen, das er besitzen und an seine Getreuen verteilen wollte. Nicht zuletzt wollte Edward die berühmten walisischen Bogenschützen in seinen Diensten wissen.



    Ausgerechnet Llywelyns Bruder Dafydd kam Edward zur Hilfe. Weil er sich von seinem mächtigen Bruder benachteiligt und überschattet fühlte, plante er einen Mordanschlag auf ihn. Der missglückte, und Dafydd floh nach England, wo er sich hinter Edwards Thron versteckte. Weil Edward dem Abtrünnigen Asyl gewährte, verweigerte Llywelyn ihm nun den Lehnseid und die fälligen Tributzahlungen. Ein willkommener Vorwand: Edward beschuldigte den „Prince of Wales“, seine Oberhoheit nicht anzuerkennen und lud ihn nach London vor Gericht. Natürlich erschien Llywelyn nicht vor den englischen Großen, die ihn am 12. November 1276 ganz legal zum Rebellen verurteilen konnten. Edward hatte den Feldzug strategisch gut geplant und marschierte noch im Winter 1276/77 mit drei Heeren in Wales ein.

    Rasch nahm Edward die strategisch wichtige Insel Anglesey ein, die dem ganzen Norden von Wales als Kornkammer diente und deshalb unverzichtbar war. Bald musste Llywelyn sich ergeben, aber Edward zeigte untypische Milde: Llywelyn durfte nicht nur seine Ländereien, sondern auch seinen Titel des „Prince of Wales“ behalten. Edward behielt trotz der harten Vertragsbedingungen politisches Augenmaß, denn er begnügte sich damit, den Fürsten zu schwächen, statt ihn zu vernichten. Das war Edward durchaus bewusst, denn in der Folge ließ der englische König zahlreiche defensiv ausgerichtete Burgen in Wales errichten. Das Land war vielleicht wieder in Besitz genommen, konnte aber noch nicht als unterworfen gelten.



    Es verstrichen immerhin fünf Jahre, bis Edward die alten Probleme wieder einholten. Das betraf zum einen den Krisenherd mit den spanischen Königreichen. Der Auslöser befand sich aber woanders, nämlich in Sizilien. Dort herrschte seit 1268 der Franzose Karl von Anjou, seitdem er den Staufer Manfred besiegt hatte. Am Ostermontag 1282 kam es auf Sizilien aber zu jenen Revolten gegen die Fremdherrschaft, die man als „Sizilianische Vesper“ bezeichnen sollte. König Peter III. von Aragon war mit Manfreds Tochter, der Stauferin Konstanze, verheiratet und ergriff die Gelegenheit, auf Sizilien zu landen und die Herrschaft zu übernehmen. Auf Betreiben des französischen Königs, der Karl von Anjou helfen wollte, exkommunizierte der Papst den Thronräuber Peter. Nun forderten wieder zwei Parteien Edwards Loyalität ein: Der englische König hatte einerseits Philippe den Lehnseid geleistet, andererseits eine Heirat zwischen seiner Tochter Eleonore und dem aragonesischen Erben Alfons vereinbart.

    Der Konflikt eskalierte weiter, als der Papst den exkommunizierten Peter nicht nur in Sizilien, sondern auch in Aragon für abgesetzt erklärte und den Thron seinem Gegner Karl von Anjou zusprach. Philippe III. unternahm einen Kreuzzug nach Katalonien, um seinem Onkel auch tatsächlich auf den Thron zu verhelfen. Und wie ging der Konflikt schließlich aus? Wie bei Shakespeares Dramen: Am Ende alle tot. Der Thronprätendent Karl von Anjou starb am 7. Januar 1285, kurz darauf folgte Papst Martin IV. am 28. März 1285. Der französische König Philippe III. erlag am 5. Oktober 1285 beim Rückzug aus Aragon einer Krankheit, König Peter verschied am 11. November 1285. Die Konkurrenten im Kampf um Sizilien und Aragon waren schlicht alle in Grab gesunken.

    Für Edward war das gut. Er hatte sich in diesem Konflikt um Neutralität bemüht und versucht, sich von Waffengängen fernzuhalten. Es war in Englands Interesse, auf dem Kontinent den Status quo beizubehalten. Denn in Wales war der Frieden von 1277 inzwischen mehr als brüchig geworden. Das lag nicht nur an dem hochmütigen Auftreten königlicher Beamter, die englische Verwaltungsstrukturen sowie englisches Recht einführten und walisische Rechtsgewohnheiten unterdrückten. Die administrativen Änderungen führten teils zu Besitzstreitigkeiten, und das war für die walisischen Fürsten nicht hinnehmbar. Besonders der intrigante Dafydd fühlte sich übergangen: Hatte er nicht bedenkenlos auf der Seite der siegreichen Engländer gekämpft? Wieso hielt sein Bruder noch immer mehr Land als er selber? Dann verkrachte sich Dafydd so sehr mit seinen englischen Nachbarn, dass er nach Wales fliehen musste und seinen Bruder Llywelyn überzeugte, den Engländern den Frieden zu kündigen.

    Die Auseinandersetzungen nahmen einen ähnlichen Gang wie 1277: Edward eroberte zunächst Conwy und dann Anglesey, wo er erneut die Weizenernte beschlagnahmte. Bei dem Versuch, von Anglesey auf das Festland überzusetzen, musste die Besatzungsarmee allerdings eine Niederlage einstecken. Der Erzbischof von Canterbury versuchte, zwischen Llywelyn und dem König zu vermitteln, und Llywelyn wurde ein großes Stück Land in England angeboten, wenn er Wales an Edward abträte. Dafydd sollte sich dem Kreuzzug anschließen und nicht ohne Erlaubnis des Königs zurückkehren. In einer emotionalen Antwort erklärte Llywelyn, er werde niemals das Volk verlassen, das seine Vorfahren seit den Zeiten von Kamber, dem Sohn Brutus von Britanniens, beschützt hätten. Das Angebot wurde somit abgelehnt.

    Llywelyn überließ nun Dafydd die Verteidigung von Gwynedd und zog mit seinen Truppen nach Süden, um in Mittel- und Südwales um Unterstützung zu werben und eine strategisch wichtige zweite Front zu eröffnen.

    In der Schlacht von Orewin Bridge wurde er getötet, nachdem er sich zeitweilig von seiner Armee entfernt hatte. Die genauen Umstände seines Todes sind unklar, offenbar wurde Llywelyn durch eine List von seiner Armee fortgelockt und dann niedergestreckt. Als er im Sterben lag, verlangte er nach einem Priester und gab seine Identität preis. Daraufhin versetzte man ihm den Todesstoß und schlug ihm den Kopf ab, den man König Edward schickte. Edward ließ ihn in London einen Tag lang am Pranger ausstellen. Dabei wurde er mit Efeu „gekrönt“ (dies sollte zeigen, dass er der König der Banditen war) als Verspottung der walisischen Prophezeiung, dass eines Tages ein Waliser in London zum König über ganz Britannien gekrönt werden würde (was schließlich auch eintraf, als Heinrich VII. 1485 König wurde). Danach wurde der Kopf an der Spitze einer Lanze von einem Reiter zum Tower von London gebracht und auf den Zinnen des Tores ausgestellt. Auch fünfzehn Jahre später soll er sich noch dort befunden haben.

    Nach dem Tod seines Bruders rief sich Dafydd höchstpersönlich zum neuen Prince of Wales aus. Aber er verstand es nicht wie sein Bruder, die Waliser zu einen. Ein paar Monate hielt er noch aus, dann wurde er von seinen eigenen Leuten gefangen genommen und an Edward übergeben. Der ließ Dafydd als Hochverräter verurteilen und im Oktober 1283 grausam hinrichten. Die Fetzen der Leiche wurden in verschiedenen englischen Städten gezeigt, Dafydds Kopf endete aufgepflanzt auf der Mauer des Londoner Tower, neben dem seines Bruders.



    Edward brauchte noch einige Monate, um das unzugängliche Wales zu unterwerfen und dessen kriegerische Bewohner in die Knie zu zwingen. Aber 1284 konnte der König in Wales das englische Recht einführen und das Land nach englischem Muster in Grafschaften einteilen. Die Waliser selbst hatten nicht mehr viel zu melden. Und damit sie nicht auf dumme Ideen kamen, ließ Edward eine Reihe von Burgen errichten. Wales wandelte er in ein Fürstentum um, das immer dem englischen Kronprinzen gehören sollte, der seither „Prince of Wales“ genannt wird.

    Auf dem Kontinent war Edward weniger erfolgreich. Er versuchte sich in der Gemengelage mehrerer Konflikte innerhalb und zwischen Kastilien, Aragon, Frankreich und Sizilien als Vermittler, konnte aber keine diplomatische Lösung durchsetzen. Es blieb weiter strittig, welcher Nachkomme auf den verstorbenen Alfons X. in Kastilien auf den Thron folgen sollte und ob den französischen Anjou die Kronen von Sizilien und Aragon zustehen. Edward kehrte 1290 auf die britische Insel zurück und widmete sich weiterer Reformen des englischen Justizwesens. Im November dieses Jahres ereilte ihn ein Schicksalsschlag: Seine geliebte Gattin Eleonore starb am 12. November 1290. Später verstarben die Königinmutter Eleonore am 25. Juni 1291 sowie bewährte Vertraute wie der Kämmerer Johannes Kirkby und der Kanzler Robert Burnell. Eine neue Generation von Verwaltungs- und Rechtsfachleuten rückte an die Schaltstellen Englands. Edward selbst musste sich zu dieser Zeit einer neuen Herausforderung zuwenden, und die wurde zu seiner persönlichen Obsession: Schottland.

    Die wichtigen Charaktere des kommenden Abschnitts:

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

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    Edward I.

    3. Hammer der Schotten

    Die Ursache lag eigentlich schon vier-fünf Jahre zurück. Am 19. März 1286 war der schottische König Alexander III. im Alter von 44 Jahren bei einem nächtlichen Reitunfall tödlich verunglückt. Eigentlich passieren Reitunfälle bei Paradox-Spielen grundsätzlich nur den 6-6-6-Thronfolgern, aber die waren in diesem Fall schon vor König Alexander III. gestorben: Seine Söhne David und Alexander waren seit 1281 bzw. 1284 tot. Der König musste 1283 auch das Ableben seiner Tochter hinnehmen, die mit König Erich III. von Norwegen verheiratet war. Der schottische Monarch war daher gezwungen gewesen, Adel und Geistlichkeit des Landes auf die Nachfolge seiner Enkelin Margarethe, der Tochter des norwegischen Königs, festzulegen. Als Alexander III. dann 1286 bei dem Reitunfall ums Leben kam, fiel die schottische Krone tatsächlich an die erst dreijährige Margarethe von Norwegen. Der schottische Regentschaftsrat verhandelte mit den Norwegern drei Jahre lang, bis 1289 vereinbart werden konnte, dass die kleine Margarethe bis zum 1. November 1290 die Reise nach Schottland durchgeführt haben sollte.

    Der englische König Edward schaltete sich in die Verhandlungen ein und erreichte, dass sein Sohn Edward II. das Mädchen heiraten sollte. Diese Verbindung bedeutete nichts anderes als eine Personalunion der beiden Reiche England und Schottland. Die um ihre Unabhängigkeit besorgten schottischen Fürsten beruhigte Edward mit entsprechenden Zusagen und der Anerkennung der bestehenden Ländergrenzen. All diese Vereinbarungen wurden durch den Tod der Maid gegenstandslos, die die Reise ins Inselreich angetreten hatte. Sie erkrankte zwischenzeitlich und starb im September 1290 bei den Orkneys.



    Das war der Moment für zahlreiche Prätendenten auf den schottischen Thron, sowohl im Inland als auch aus dem Ausland. Zu denen gehörte sogar Edward I. höchstselbst, denn König Alexander III. war mit seiner Schwester verheiratet gewesen. Die kleine Margarethe war also Edwards Großnichte gewesen. Na ja, in CK2 heißt solch ein Anspruch nicht zu Unrecht „schwacher Anspruch“. Bis 1292 lichtete sich das Gerangel der Prätendenten auf dreizehn Personen, nachdem der Regentschaftsrat ihre jeweiligen Anspruchsgrundlagen analysiert und bewertet hatte. Mit den übrigen wusste man aber nicht, wie man weiter verfahren solle – und rief ausgerechnet den englischen König als Schiedsrichter an. Die Schotten wollten mit Edward einen neutralen Schlichter, der sah sich selbst jedoch als Suzerän, der interessengeleitet in Schottland einzugreifen gedachte. Edward I. ließ ein englisches Heer an der Grenze zu Schottland aufmarschieren und stellte den schottischen Großen ein Ultimatum, ihn als Oberherrn anzuerkennen. Die Adeligen waren zu schwach und zu uneins, um diese Provokation zurückweisen zu können, sie mussten Edwards oberste Autorität bei der Auswahl ihres nächsten Königs anerkennen.

    Die aussichtsreichsten Kandidaten auf den schottischen Thron waren John Balliol, Robert Bruce und John Hastings. Nach ausführlichen Beratungen entschied das Gremium, das Edward eingesetzt hatte, im November 1292, dass gemäß Primogenitur und Unteilbarkeit des schottischen Reiches der Thron John Balliol zustehen würde. Die anderen Kandidaten akzeptierten den Beschluss, mit einer folgenschweren Ausnahme: Der betagte Robert Bruce übertrug seinen Anspruch auf seinen gleichnamigen Sohn und dessen Nachkommen.


    Robert Bruce der Ältere (links) und sein Sohn Robert Bruce

    John Balliol war zwar nur weitläufig mit Alexander III. verwandt, für Edward war er aber der günstigste Kandidat: Balliol war ein eher schwacher Charakter, der über großen Territorialbesitz in England verfügte und gegenüber der englischen Krone hoch verschuldet war. Nachdem Balliol dem englischen König den Treueid geleistet hatte, wurde er auf dem traditionellen Stein von Scone inthronisiert.



    Er war kaum im Amt, als in seinem Namen ein Urteil gegen einen Bürger der Stadt Berwick erging. Als der Bürger sich bei Edward I. darüber beschwerte, gab dieser ihm Recht und kassierte das Urteil des schottischen Königs ein. Der Rechtsstreit war trivial, seine Folgen waren es nicht: Das Wort des schottischen Königs war – für jeden sichtbar – in Schottland nicht mehr das letzte Wort. Der aufgestaute Unmut der schottischen Adeligen führte im Sommer 1294 zum Eklat, als Edward ihre Dienstpflicht als Vasallen einforderte (der englische König musste wegen der Gascogne wieder einmal gegen Frankreich ins Feld ziehen). Für die Schotten war das die eine Demütigung zu viel.

    Balliol weigerte sich zu kommen, verschanzte sich in Schottland und schloss am 23. Oktober 1295 sogar einen defensiven Bündnisvertrag mit dem König von Frankreich, die Auld Alliance. Die englischen Truppen gerieten auf dem Kontinent in gehörige Schwierigkeiten, was Edward zur Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen zwang. Ausgerechnet der berüchtigte Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) sollte als „Privatmann“ einen Schiedsspruch über die Gascogne fällen. So schlecht war die Wahl für Edward aber nicht: Seitdem der nicht minder skrupellose Philippe IV. den französischen Klerus besteuert und den kirchlichen Zehnten für sich selber eingezogen hatte, war der Papst nicht gut auf den Kapetinger zu sprechen. Prompt entschied Bonifaz bezüglich der Gascogne gegen Philippe, der jede weitere Bemühung durch den Papst mit dem Hinweis ablehnte, dass es diesem nicht zustehe, über weltliche Belange zu urteilen. Damit vollführte Philippe einen erneuten Bruch mit dem Papst, der dieses Mal nicht zu beheben war. Der Konflikt zwischen England und Frankreich wurde nun doch diplomatisch beigelegt. Unter anderem wurde der englische Thronfolger Edward II. mit der französischen Prinzessin Isabella verlobt, die als „Isabella die Wölfin“ in die englische Geschichte eingehen sollte. Von ihr werden wir also noch hören.


    Es ist übrigens Kokolores, dass Isabella in Braveheart auf William Wallace trifft. Zwar ist ihr Geburtsjahr unklar (entweder 1288, 1292 oder 1295), in jedem Fall aber war sie zu der Zeit, in der der Film handelt, noch ein Kind am französischen Königshof. Korrekt dagegen ist, dass sie vom englischen König auf eine diplomatische Mission geschickt wurde – allerdings nicht von Edward I. nach Schottland, sondern von Edward II. nach Frankreich. Das passiert aber erst in einem späteren Kapitel.

    Edward sah zu, dass er den vorläufigen Frieden auf dem Kontinent mit außenpolitischen Bündnissen absicherte, die sich gegen Frankreich richteten: Er gewann gegen Geld den deutschen König Adolf sowie andere flämisch-niederrheinische Verbündete an der französischen Ostgrenze für sich. Diese Bündnisse sollten sich zwar als nicht sonderlich beständig erweisen, aber sie verschafften Edward die Zeit, sich um die Rebellion in Schottland zu kümmern. Er zitierte den widerspenstigen Balliol vor das Londoner Gericht, und natürlich weigerte der sich zu erscheinen. Für den englischen König war nun der legale Anstrich gewahrt: Edward ließ sein Heer aufmarschieren und überschritt im Frühjahr 1296 die Grenze zu Schottland.



    Einige der schottischen Adeligen waren ihm treu geblieben, wohl auch, weil sie Balliol als König ablösen wollten. Sie begleiteten Edward auf seinem Feldzug. Am 27. April 1296 kam es bei Dunbar im Südosten Schottlands zu einer ersten Schlacht zwischen Schotten und Engländern. Edwards erfahrener Feldherr Warenne vernichtete das schlecht geführte schottische Heer mühelos, englische Ritter eroberten in der Folge Burg um Burg. John Balliol und viele Aristokraten gerieten in Gefangenschaft. Dem König wurde der Mantel mit dem schottischen Wappen vom Leib gerissen, er selbst in den Tower von London verschleppt. Bei der Gelegenheit raubte Edward I. den „Schicksalsstein“ von Scone, auf welchem seit Menschengedenken die schottischen Könige bei ihrer Krönung gesessen hatten. Innerhalb von fünf Monaten eroberte und plünderte Edward das Königreich Schottland. Anschließend kehrte er nach England zurück und ließ den Graf von Surrey als Regenten in Schottland. Das war also die Lage Ende 1296: ein abgedankter König im Tower, schottische Adelige, die schmählich geschlagen worden waren oder mit den Engländern kollaborierten. Engländer, die nun über schottische Burgen und Städte gebieten konnten, ein starkes englisches Heer, das jederzeit wieder über die Grenze marschieren konnte. Schottland hatte seine Eigenständigkeit verloren.
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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  12. #267
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    Edward I.

    Es dauerte verständlicherweise nicht lange, bis sich angesichts der englischen Repressionen Widerstand unter den Schotten regte. Für die Führungsrolle wären die einflussreichen Fürsten - Robert Bruce (der Jüngere), Jakob der Steward und Bischof Robert von Glasgow – prädestiniert gewesen, aber sie verharrten in Resignation. Der Widerstand wurde durch zwei ganz andere Männer geleitet: Andreas Moray und William Wallace.



    Es ist eine feine Ironie, dass Wallace selbst wahrscheinlich englischer Abkunft war. Sein Ahn war vermutlich ein Engländer aus dem Grenzgebiet zu Wales, der im 12. Jahrhundert seinem Herrn nach Schottland folgte. Zu dieser Zeit war das für ehrgeizige Engländer eine Aufstiegschance. Williams Vater war kein hoher Adeliger, aber doch bedeutsam genug, dass er zu jenen Schotten zählte, die Edward I. offiziell die Treue schwören mussten. William selbst wurde um 1270 geboren und zunächst wohl auf eine kirchliche Laufbahn vorbereitet. Jedenfalls zeigte er sich später bibelfest. Der charismatische und im Kampf geschickte Mann wird im August 1296 von einer Landbesitzerin des Überfalls auf ihr Haus beschuldigt und vor ein Gericht geladen. Ob dies der Anlass für sein Untertauchen war – ein gewöhnlicher Krimineller, der erst anschließend zum politischen Rebellen wird – bleibt unklar. In einer 170 Jahre später aufgeschriebenen Geschichte heißt es – wohl aus rein dramaturgischen Gründen - der im westschottischen Lanark regierende englische Sheriff William Heselrig habe Wallace' Geliebte bzw. Ehefrau, Marion Braidfute, ermordet.


    Sheriff Heselrig im Film

    Ob nun als Räuber oder Rächer: Historisch belegt ist jedenfalls, dass Wallace den Sheriff tötete, indem seine Männer die englischen Schergen bei lebendigem Leib verbrannten. Von nun an waren Wallace und seine Komplizen vogelfrei und Todfeinde der Engländer.

    Edward I. nahm den Rebellen zu dieser Zeit noch nicht wahr, noch war er zu unbedeutend. Die Schotten waren in Edwards Augen besiegt: Ihr Heer geschlagen, ihre Burgen besetzt, die Adeligen hatten ihm Treue geschworen oder waren in England eingekerkert. Das englische Heer zog nach Süden ab, in Schottland blieben Garnisonen unter dem Statthalter John de Warenne. Der war schon älter und mied das ungesunde schottische Klima. Während er lieber auf seinen nordenglischen Besitzungen verweilte, überließ Warenne die eigentliche Arbeit seinem Schatzmeister Hugh de Cressingham, einem gnadenlosen Steuereintreiber. Im Jahre 1297 befanden sich nach dem Triumph von Dunbar gar nicht mehr so viele Engländer in Schottland, und es waren nicht die besten.

    Dass Edward das „Ius primae noctis“, das Recht der ersten Nacht, in Schottland einführte, stimmt nicht: Dieser angebliche Brauch hat im Mittelalter gar nicht existiert.



    Durch wiederholte Überfälle machte sich Wallace mit seinen paar Gefolgsleuten bald einen Namen unter der schottischen Bevölkerung, die Zahl seiner Unterstützer wuchs. Wallace verfolgte zwei Ziele, nämlich Schottland von den Engländern zu befreien und den eingekerkerten Balliol zurück auf den Thron zu heben. Wallace' Guerillataktik war den adelsstolzen Engländern unbekannt und machte ihnen zu schaffen: Keine Schlacht gepanzerter Ritter, keine langsamen Großheere, keine adeligen Feldherren. Stattdessen gewählte Anführer, Partisanenkampf und Terror. Bald mussten sich die Engländer in ihre Burgen verschanzen und den Rebellen das freie Land überlassen. Wer als Engländer dort von Wallace' Männern aufgegriffen wurde, hatte Schlimmes zu erwarten. Alte Männer, Priester und Frauen englischer Herkunft wurden verschnürt und unter dem Gelächter der Schotten in die Flüsse geworfen.

    Bis zum Sommer 1297 brauchte Edward, um das Heer für die Strafexpedition zusammenzustellen. Wieder errang es einen leichten Sieg, denn angesichts der englischen Stärke verzichteten viele schottische Adelige auf den Kampf und erklärten erneut den Engländern die Treue. Ende Juli war es der Schatzmeister Cressingham, der den König in einem Brief davon überzeugte, das nun in Schottland stehende Heer für die Jagd auf die Rebellengruppe um Wallace zu nutzen. Das englische Heer stieß tief in das schottische Land vor, um Wallace aus seinen Verstecken in den Wäldern zu treiben. Anfang September standen die Engländer an der Stirling Bridge.

    Am frühen Morgen des 11. September 1297 marschierten die Engländer über die enge Brücke. Auf dem gegenüberliegenden Ufer, auf einer Anhöhe, die Schotten – die regungslos abwarteten. Es standen bereits tausende Engländer am Nordufer, als die Angreifer zum Rückzug blasen. Im Gänsemarsch überquerten die Truppen die Brücke retour. Der Grund war erschreckend banal: Ihr Befehlshaber John de Warenne – der erwähnte ältere Herr – hatte verschlafen. Nachdem er erwacht war, hatte er darauf bestanden, vor Beginn der Schlacht noch einige seiner Kämpfer zu Rittern zu schlagen und den Dominikanern einen letzten Verhandlungsversuch unternehmen zu lassen.


    Dies dürfte im Film die Person von John de Warenne gewesen sein.

    Es vergingen mehrere Stunden, ehe es zur zweiten Überquerung der Brücke durch die englischen Truppen kam. Diesmal griffen die Schotten an, und zwar, nachdem ein Drittel der Feinde das Nordufer erreicht hatte. Einige Tausend Feinde, darunter Cressingham, standen ohne Schlachtordnung vor dem schottischen Heer. Wallace befahl seinen Bauerntruppen den Angriff: Brüllend stürzten sie sich, einige hundert Meter hügelabwärts laufend, auf die in der Fluss-Schlaufe eingezwängten schweren Truppen der Engländer. Es kam zu einem Massaker: Wer nicht erschlagen wurde, fiel in den Fluss und ertrank in seiner Rüstung. Nur wenige hundert entkamen dem Gemetzel am Nordufer.



    Am Südufer war John de Warenne derart entsetzt, dass er die Stellung aufgab und mit seinem Heer die Flucht Richtung England antrat. Eine schlechte Entscheidung: Seine eigene Haut konnte Warenne damit zwar retten, doch viele seiner Soldaten fanden den Tod, denn nun stellten sich auch die schottischen Adeligen auf die Seite der Sieger und fielen über das im Rückzug befindliche Heer der Engländer her. Unter den Toten an der Stirling Bridge befand sich auch Cressingham, dessen Leiche gehäutet wurde und streifenweise durch Boten in die schottischen Städte geschickt wurde, als Zeichen des Triumphs.


    Ich glaube, im Film wird er namentlich nicht genannt, aber hier dürfte Cressingham dargestellt sein.

    In Braveheart ist die Schlacht von Stirling Bridge nicht zutreffend wiedergegeben, oder sieht hier jemand eine Brücke?



    Ende September 1297 standen, bis auf wenige Garnisonen in isolierten Burgen, im ganzen Land keine Engländer mehr. Schottland war befreit und hatte einen neuen Herren. Wallace nutzte seinen Triumph militärisch und politisch aus. Militärisch, weil er mit seinen siegreichen Kriegern nachstieß und Nordengland plünderte. Zwei Monate lang zogen sie marodierend und mordend durch Northumberland, Cumberland und Durham. Einzig die Festungen ließen sie mangels Belagerungsgerät aus. Als der Winter 1297 anbrach, kehrten die Schotten mit reicher Beute heim. Politisch nutzte Wallace die Gunst der Stunde, um sich zum „Gurdian“, dem Befehlshaber der schottischen Armee, ernennen zu lassen. Nun war Wallace quasi der Statthalter Schottlands im Namen des in London eingekerkerten Königs Balliol. Und obwohl er in diesem Zuge zum Ritter geschlagen wurde, war Wallace in den Augen des schottischen Adels doch ein Emporkömmling. Mehrere adelige Familien, darunter der Clan der Bruce, befürchteten mit Neid und Sorge, dass Wallace' Regentschaft im Namen von Balliol lange andauern könnte: Wallace war jung und es gab keine Anzeichen dafür, dass Balliol aus der Haft nach Schottland zurückkommen könnte.

    Die Folgen der Plünderungen und der Erhebung von Wallace konnten nicht ohne Folgen bleiben. Edward I. konnte diese Schmach zweifellos nicht auf sich beruhen lassen. Wenn es überhaupt eine Chance gegeben hatte, dass der englische König Schottlands Freiheit anerkennt, dann war sie nun vergeben. Edward I. hatte sich bis dahin auf dem Kontinent befunden, wo er in einem Feldzug gegen Philippe IV. vergebens versucht hatte, Ländereien zurückzuerobern. Der Plantagenet kehrte nun aus Frankreich zurück auf die britische Insel, um sich der Sache persönlich anzunehmen. Und er machte ernst: Im Juli 1298 führte Edward I. seine Armee nach Schottland, fast 26.000 Fußsoldaten und mehr als 1.500 Panzerreiter. Ohne auf Widerstand zu treffen, stieß er bis nach Edinburgh vor und plünderte das Umland.

    „Sie sind ein blutrünstiger Mann“, sagte Edward zu einem seiner adeligen Kämpfer, „ich musste Sie häufig ermahnen, weil Sie zu grausam waren. Aber nun ziehen Sie los, nutzen Sie all Ihre Grausamkeit, und anstatt Sie zu ermahnen, werde ich Sie loben. Sehen Sie sich vor, dass Sie mich erst wiedersehen, wenn alle drei Burgen niedergebrannt sind.“ Doch für die Engländer ging das hemmungslose Plündern nach hinten los: Die Schotten unter Wallace entzogen sich der offenen Schlacht und verlegten sich auf den Partisanenkampf. Schon nach wenigen Wochen wurde Edwards Position unhaltbar, weil die schlechte Versorgung zu massiven Desertionen unter seinen Fußtruppen führte. Der Plantagenet wollte bereits den Rückzug anordnen, als ihm ein Spion meldete, das schottische Heer befände sich nur 18 Meilen entfernt bei Falkirk. Dort hielten sich Wallace' Männer bereit, die Engländer zu überfallen, sobald sie sich auf dem Rückzug befinden würden. Der militärisch versierte Edward erkannte seine Chance und trieb seine Armee zum raschen Aufbruch an, direkt nach Falkirk.
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  13. #268
    Seufz Avatar von GarfieldMcSnoopy
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    So, endlich alles durch! Ganz tolle Story! Viel Mühe steckt da drin! Kann es sein, dass Dir das Duell Barbarossa vs. den Löwen am meisten Spaß gemacht hat oder Dich besonders interessiert? Da steckte soviel unaufdringlicher Witz drin, drum schien es mir so

    Einziger "Kritik"punkt: Ich kann echt nicht unterscheiden, was Spiel und was historisch ist. Manchmal dachte ich: "Gibt's doch nicht, sowas..." und hab dann anhand der Jahreszahlen oder Namen bemerkt: Nö, das ist denn doch nicht wirklich gewesen Würde aber natürlich viel Arbeit machen und schmälert den Genuss dieses AARs ja auch nicht

    Loben muss man wirklich, dass Du unglaublich plausibel schreibst. Auch die Spielvariante klingt völlig logisch und konsequent. Echt toll!

    Eine Frage, wirklich aus Interesse: Nicht ganz klar ist mir, warum Du da CK2 spielst? Um bei der Geschichte zu bleiben, musst Du ja dann absichtlich Schlachten verlieren etc. Anders gesagt: Ich verstehe, wenn jemand sagt: Ich spiele, weil ich die Salier auf dem Thron halten will oder sowas, aber wie spielt man CK2 so, dass es historisch bleibt? Und wo liegt der Vorteil gegenüber einer Doku, wenn man ja eigentlich keine Abweichungen will? Wie gesagt, das ist keine Kritik, sondern die Frage hat sich mir einfach gestellt.

    PS: Freu mich aufs Babenberger-Kapitel, falls eines kommt!
    Das ist alles, was wir tun können: immer wieder von neuem anfangen, immer und immer wieder. (Thornton Wilder)

  14. #269
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    Danke für Dein Lob. Ja, stimmt schon, es steckt mehr Arbeit als sonst drin.

    Zu Beginn ist die Geschichte nur im Wesentlichen historisch, in den späteren Kapiteln komplett historisch korrekt. Zu Beginn der Story habe ich den Spielfluss an der Historie ausgerichtet, aber halt erst gespielt und dies dann als Schablone für das Schreiben verwendet. Das war bei den Kapiteln zum Frühmittelalter so: Karl der Große, Byzanz, Angelsachsen, die ersten deutschen Könige. Ab dem Hochmittelalter ging ich zunehmend dazu über, das Schreiben voranzustellen und erst dann passende Bilder aus dem Spiel zu knipsen. Die zu konstruieren ist manchmal schwierig oder gar nicht machbar. Zum Beispiel stirbt der 97jährige Enrico Dandolo (Kapitel über den 4. Kreuzzug) quasi sofort, wenn man mit ihm eine Partie startet.

    In den Texten habe ich zwar immer wieder "Roman"-Anteile drin, die Begebenheiten sind ab Heinrich IV. aber alle akkurat wiedergegeben. Hast also recht, ist mittlerweile eine CK2/EU4-bebilderte Doku. Bewusst ein anderes Konzept als meine bisherigen Storys. Ich habe es einmal ja versucht, das mit CK2 auch im freien Spiel zu fahren, diese Story hieß damals "reges geminati". Die habe ich aber abgebrochen. Es funktioniert in CK2 einfach nicht, weil nach dem Startjahr kaum Events und Regeln den weitgehend historischen Ablauf sicherstellen. Also setze ich immer wieder mit den Startjahren neu auf. Aktuell bin ich bei dem letzten möglichen Startjahr 1337: Funktioniert allenfalls 20 Jahre. Es sterben immer "die Falschen" an der Pest - und die Begebenheiten passen langsam besser zur EU4-Mechanik als zu der von CK2. Ich plane also derzeit, statt ab 1444 bereits ab 1356 rüberzuwechseln (es gibt eine entsprechende Mod).

    Apropos, die Babenberger sind am Rande dabei. Nach Edward kommt ein ausführliches Kapitel über die ersten Habsburger!
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  15. #270
    Seufz Avatar von GarfieldMcSnoopy
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    Ja, hab mir schon gedacht, dass Du kein Extra-Kapitel machst, die sind ja zur Zeit Friedrichs II. ausgestorben, was in Deiner Story ja eher schon zu Ende geht. Bin ja mal gespannt, wie genau Du die Geschichte in EU4 weiterführen kannst. Hatte nur EU3, aber so anders wird's nicht sein und ist ja überhaupt nicht personenbezogen im Vergleich zu CK2.
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