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Thema: [CK2/EU4] Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt

  1. #211
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    Saladin und Richard Löwenherz

    Einer jedoch entging seinem Schicksal nicht: „Nachdem Gott ihm den großen Sieg geschenkt hatte, nahm der Sultan in dem Vorraum seines Zeltes Platz, denn es war noch nicht vollständig aufgebaut, während die Soldaten ihm Gefangene vorführten und alle Anführer, die sie hatten finden können. Als das Zelt errichtet war, nahm er darin mit großer Freude Platz und dankte Gott für die Gunst, die er ihm gewährt hatte. Dann ließ er König Guy, seinen Bruder und den Fürsten Rainald herbeirufen. Er reichte dem König einen Becher mit einem eisgekühlten Getränk, von dem dieser trank, denn er war schrecklich durstig, dann reichte der König den Becher dem Fürsten Rainald. Der Sultan sagte zu dem Dolmetscher: „Erkläre dem König, dass er ihm den Trunk gereicht habe. Nicht ich.“

    Was der Sultan damit sagen wollte, bezog sich auf die Etikette, die die Muslime pflegten: Ein Gefangener, dem man zu essen und zu trinken anbot und der das annahm, durfte nicht getötet werden. Er hatte gewissermaßen den Sieg des anderen über ihn anerkannt. Wem jedoch der Sieger eine solche Geste verwehrte, dessen Leben war verwirkt: „Er, der Sultan, befahl ihnen, sich an einen Ort zu begeben, der als ihre Unterkunft vorgesehen war. Sie taten das und aßen etwas. Dann ließ der Sultan sie erneut zu sich rufen. Er bot dem König einen Platz im Vorraum an und wandte sich dann an den Fürsten Rainald, wie er es angekündigt hatte. Er sagte zu ihm: „Hier stehe ich nun, der ich Mohammed um Hilfe gebeten habe, und Gott hat mir den Sieg über dich gewährt.“ Er bot ihm an, den Islam anzunehmen, doch Rainald lehnte ab. Da zog der Sultan seinen Säbel und versetzte ihm einen Hieb, so dass er den Arm von der Schulter trennte.



    Die übrigen Anwesenden gaben ihm den Rest, und Gott schickte seine Seele augenblicklich ins Höllenfeuer.“



    Das eigentliche Ziel von Saladin war Jerusalem. Der Ayyubide wollte das Ergebnis des ersten Kreuzzugs rückgängig machen und sie wieder aus der Heiligen Stadt vertreiben. Nach der Schlacht von Hattin, von der nur 3.000 Kreuzritter zurückkehrten, war das Königreich Jerusalem tödlich angeschlagen. Einen besonders hohen Blutzoll hatten die Mitglieder der christlichen Orden zahlen müssen: Saladin übergab sie Glaubenseiferern in seinen eigenen Reihen, die sie erbarmungslos niedermachten.

    Am 20. September 1187 stand Saladins Heer vor Jerusalem, am nächsten Tag begann der Angriff. Inzwischen hatte der Sultan nach der Schlacht von Hattin praktisch das gesamte Königreich aufgerollt: Akkon, das Einfallstor zum Heiligen Land, war am 8. Juli gefallen. Bis hinauf nach Beirut und im Süden nach Askalon, das den Zugang zu Jerusalem beherrschte, hatte Saladin die Küsten zurückerobert. Lediglich Tyrus, Tripolis und Antiochia verblieben noch in der Hand der Kreuzfahrer, ferner die Gebiete in Transjordanien und Jerusalem. Die Belagerung Jerusalems zog sich fast zwei Wochen hin. Erst ein zweiter Angriff am 26. September konnte immerhin eine Bresche in die Mauer schlagen. Die Verteidiger der Stadt erkannten, dass sie verhandeln mussten. Doch davon wollte Saladin nichts wissen, er wollte Genugtuung für das Massaker von 1099, als die Christen ihrerseits die muslimische (und jüdische) Bevölkerung von Jerusalem niedergemacht hatte. Da offenbarte auch der Unterhändler der christlichen Seite, Balian von Ibelin, sein wahres Gesicht:



    „Wisse, Sultan, wir sind in so großer Zahl in der Stadt, dass nur Gott sie kennt. Jetzt fürchten sich alle zu kämpfen, denn noch hoffen sie auf ihr Leben, darauf, dass du es ihnen schenkst, wie du es anderen gewährt hast. Sie wehren sich gegen den Tod und wollen leben. Sehen wir aber den Tod unvermeidbar vor uns - bei Gott, wir töten unsere Frauen und Kinder und stecken unsere Habe in Brand! Wir lassen euch keinen einzigen Dinar noch eine Drachme in die Hände fallen, keinen Mann und keine Frau in die Knechtschaft schleppen. Dann zerstören wir den Felsendom, die Moschee al-Aqsa und die anderen heiligen Orte und töten die gefangenen Muslime – es sind fünftausend. Kein Pferd und kein anderes Tier findet ihr lebend bei uns. Endlich ziehen wir alle zum Kampf gegen euch heraus und streiten wie Männer, die um ihr Leben kämpfen. Dann wird kein Mann getötet, ohne vorher seinesgleichen umgebracht zu haben. Ehrenvoll sterben wir oder siegen edel!“

    Die beherzte Rede Balians verfehlte ihre Wirkung nicht. Saladin besprach sich mit seinen Ratgebern, und es wurde ein Kompromiss ausgehandelt: Freier Abzug gegen Zahlung eines Kopfgeldes (Pech nur für diejenigen, die sich diese Zahlung nicht leisten konnten). Die Bedingungen wurden angenommen, und so konnte Saladin am 2. Oktober 1187 im Triumph in Jerusalem einziehen. Saladin hielt Wort, es gab kein Massaker und auch keine Plünderungen. Selbst die Großen, darunter das Königspaar Sybille und Guy, ließ er mitsamt ihrer Schätze abziehen. Solch einen Großmut hatten sie noch nicht erlebt.



    Von nun an wehten wieder die islamischen Banner auf den Mauern der Heiligen Stadt.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  2. #212
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    Saladin und Richard Löwenherz

    Die Nachricht von der Eroberung Palästinas schlug im Abendland wie eine Bombe ein. Noch im Oktober 1187 rief der Papst zu einem neuerlichen Kreuzzug auf, um Jerusalem für die Christenheit zurückzuerobern. Als erster Herrscher sagte der normannische König Wilhelm II. von Sizilien zu und schickte 50 Galeeren für die Verteidigung von Tripolis. Der englische König Henry II. und der französische König Philippe II. beendeten ihren Dauerkonflikt um die englischen Lehen in Westfrankreich und nahmen Anfang 1188 gemeinsam das Kreuz. Und dann stieß noch der deutsche Kaiser Friedrich Barbarossa zu den Kreuzfahrern, er erklärte im März 1188 seine persönliche Teilnahme an dem Kreuzzug.



    Weil Henry II. einige Monate später starb und sein Sohn Richard neuer König von England wurde, verzögerte sich in Westeuropa der Aufbruch ins Heilige Land. Richard und sein französischer Kollege Philippe misstrauten einander, der jeweils andere könne die eigene Abwesenheit während des Kreuzzugs dazu nutzen, sich in Westfrankreich einen Vorteil zu verschaffen. Deshalb war Barbarossa der erste Herrscher, der zum Kreuzzug aufbrach, als er sich im Mai 1189 auf den Weg machte. Der Marsch zur Befreiung Jerusalems endete für Barbarossa am 10. Juni 1190 – er ertrank in Kilikien in einem Fluss.



    Das deutsche Heer machte zu einem guten Teil schlicht kehrt, nachdem es ihren Anführer verloren hatte. Einige wenige setzten ihren Weg unter der Führung von Barbarossas Sohn, Friedrich von Schwaben, fort. Diese Männer erreichten Palästina im Oktober 1190 und schlossen sich dort der Belagerung des strategisch wichtigen Akkon an, das von den Muslimen gehalten wurde.

    Dem deutschen Teil des Kreuzzugs war zu Saladins Glück der Zahn gezogen, bevor er überhaupt eingetroffen war. Sein gefährlichster Gegner hatte sich da noch gar nicht auf den Weg nach Jerusalem gemacht: Richard Löwenherz.


    Die Plantagenet: Richards Herkunft

    Als Henry I. (der jüngste Sohn von William dem Eroberer) im Jahre 1135 starb, hatte er keinen Sohn, der ihm auf dem Thron folgen konnte. Henry hatte deshalb vorsorglich seine Tochter Matilda zur Erbin bestimmt und vom englischen Adel bestätigen lassen. Matilda war die Witwe des 1125 verstorbenen deutschen Kaisers Heinrich V. und nun in zweiter Ehe mit dem Grafen Goeffrey von Anjou verheiratet, der als Wappen der Zweig einer Pflanze diente. Diese Pflanze war der Ginster, der im Lateinischen als „planta genista“ bezeichnet wurde. Die Dynastie, die von den Nachkommen Matildas und Geoffreys begründet wurde, nannte sich nach diesem Wappen Plantagenet.

    Es gab aber in Frankreich noch einen männlichen Verwandten, der dank seiner Abstammung Ansprüche auf den englischen Thron erheben konnte und dies auch tat: Henrys Schwester Adele hatte einen Sohn namens Stephen de Blois. Stephen war also Matildas Cousin. Was folgte, war ein Bürgerkrieg in England, der sich ab 1135 über achtzehn Jahre hinzog und schlicht als „the anarchy“ bezeichnet wird. Erst 1153 gab es einen Friedensvertrag mit einem Kompromiss: Stephen sollte bis zu seinem Lebensende König bleiben, Matildas Sohn Henry II. sein Erbe und Nachfolger werden. Und Henry musste nicht einmal mehr lange warten, Stephen starb ein knappes Jahr später und machte den Weg frei für die schillerndste Dynastie des englischen Mittelalters.



    Mit dem Tag seiner Krönung am 19. Dezember 1154 wurde Henry II. der mächtigste Mann des Abendlandes. Bereits vorher waren ihm als väterliches Erbe die Normandie und Anjou zugefallen. Und durch seine Heirat mit der berühmten Eleanor kam das französische Herzogtum Aquitanien auch noch dazu. Eleanor hatte ihrerseits Aquitanien von ihrem Vater geerbt, der ohne einen männlichen Nachkommen gestorben war. Zunächst war Eleanor 1137 mit Frankreichs König Louis VII. verheiratet worden, weil der Aquitanien natürlich in die Finger bekommen wollte. Die beiden Ehepartner passten nicht gut zusammen: Louis war außerordentlich fromm, Eleanor lebenslustig und freidenkerisch.

    1147 brach Louis VII. zum zweiten Kreuzzug auf (Edessa war gefallen) und zu seinem Verdruss kam Eleanor mit. Der Kreuzzug wurde zu einem militärischen Fiasko. Im März 1148 erreichten sie Antiochia, das von Eleanors Onkel Raimond regiert wurde. Bald wurde gemunkelt, Nichte und Onkel hätten eine heiße Affäre. Zurück in Frankreich kamen vergleichbare Gerüchte über eine Liaison zwischen Eleanor und Graf Joffrey Plantagenet von Anjou auf. Louis VII. hatte genug, er ließ sich 1152 – das Jahr, in dem Barbarossa König wird - von Eleanor scheiden. Mit einem Mal war Eleanor die begehrteste Partie im Abendland, den ihr gehörte ja ganz Aquitanien. Und wen heiratete sie? Genau, Henry II. von England – und der war der Sohn des Joffrey Plantagenet.

    Die englischen Edelleute murrten, denn jetzt saßen quasi zwei Franzosen auf dem englischen Thron. Aber Henry II. agierte politisch geschickt und heilte die Wunden des langen Bürgerkriegs. Mit dem französischen König , dem Ex seiner Frau, legte sich Henry II. nicht an, er leistete ihm ordnungsgemäß den Lehnseid für die französischen Gebiete Anjou, Normandie und Aquitanien. Im Gegenzug stellte Louis VII. seine Unterstützung für Henrys Bruder ein, der ihm Anjou strittig gemacht hatte. Bald wurde Eleanor pausenlos schwanger, sie bekam drei Töchter und fünf Söhne, darunter Richard (1157), Joan (1164) und John (1167).



    Der König hatte Streit mit seinem wichtigsten Erzbischof, nämlich den von Canterbury mit Namen Thomas Becket. In ihm hatte er einen Widersacher, der ebenso stolz wie dickköpfig wie er selbst war. Als der König seinen ältesten Sohn Henry 1170 vom Erzbischof von York zum Mitkönig krönen, fühlte sich Becket übergangen und drohte, ganz England zu exkommunizieren. Entnervt schimpfte der König über den Erzbischof: „Befreit mich denn niemand von diesem lästigen Priester?“ Vier seiner Ritter nahmen das wörtlich und schlugen ihm in der Kathedrale von Canterbury mit einem Schwert die Schädeldecke ab. Die Ermordung des Erzbischofs auf geweihtem Boden war eine monströse Tat, auf die für Henry II. das päpstliche Interdikt folgen musste.

    Der König unterwarf sich zerknirscht dem Papst. Henry II. war aber Politiker genug, dass er die Affäre überstand und im Umgang mit der Kirche einfach vorsichtiger wurde. Ein Beispiel: Nachdem König Stephens Bruder, der Bischof von Winchester, gestorben war und 1173 ein Nachfolger gewählt werden sollte, schrieb König Henry den Mönchen von Winchester: „Ich befehle Euch, eine freie Wahl abzuhalten, doch ich verbiete Euch, jemand anderen zu wählen als Richard von Ilchester.“ Sollte jemand Zweifel haben: Der nächste Bischof von Winchester hieß Richard von Ilchester.

    Das nächste Problem erwuchs Henry nicht mit der Kirche oder seinen Edelleuten, sondern mit seinen eigenen Söhnen. Es war sowieso immer schwierig, viele Söhne zu haben. In diesem Fall galt das besonders, denn die Jungs waren ebenso intelligent, stur und machthungrig wie er. Mit Hilfe ihrer Mutter Eleanor sowie dem französischen König, der gerne einen Keil in die Plantagenet treiben wollte, wagten sie den Aufstand gegen ihren Vater. Eleanor geriet bei diesem Krieg in die Gefangenschaft ihres Gemahls. Und obwohl Henry II. im Jahre 1176 mit seinen Söhnen Frieden schloss, blieb sie noch elf Jahre in der Gefangenschaft. Offenbar war auch diese Ehe ziemlich am Ende. Der Frieden sah vor, dass Richard Aquitanien und Geoffrey die Bretagne erhalten. Der junge Henry guckte weiter in die Röhre, weil er der designierte Thronfolger war: Auch auf dem mächtigsten Thron kann halt nur ein König zugleich sitzen. Und John war als jüngster Sohn des Königs bei der Landzuteilung sowieso leer ausgeblieben – was ihm den Beinamen „Lackland“ (der Landlose) einbrachte.



    1182 erhob sich der Juniorkönig also wieder gegen seinen Vater, zusammen mit John Lackland und seinem zwielichtigen Bruder Geoffrey. Weil Prinz Richard dieses Mal nicht mitmachen wollte, fielen die Rebellen in Aquitanien ein, auf das der Juniorkönig ohnehin spekulierte. Hier zeigte sich erstmals, dass Richard ein enormes militärisches Geschick und großen Mut hatte. Er erlangte dank seiner Tugenden höchstes Lob seiner Zeitgenossen, die seine kriegerischen Fähigkeiten, seine tapferen Taten, auch seinen Großmut und seine Freigebigkeit rühmten. Richard wies allerdings auch einige Defizite auf, er war unstet und impulsiv, bei seinem Verlangen nach Ruhm ging er Pflichtarbeiten aus dem Weg. Und als Herzensbrecher war Richard ganz bestimmt nicht bekannt. Er zog Kameradschaft einer Liebschaft oder der Familie vor. Frauen interessierten ihn nicht bzw. nur in der idealisierten Form der Minne.

    Als der Junior Henry 1183 an der Ruhr starb, bot der König seinem derzeit einzig loyalen Sohn Richard an, ihn zum Thronfolger zu ernennen. Bedingung: Richard sollte dafür Aquitanien an seinen Bruder John abtreten. Richard lehnte es ab, die sehr reale Macht in Aquitanien gegen einen bloßen Titel in England einzutauschen.
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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  3. #213
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    Saladin und Richard Löwenherz

    Unterdessen war der duldsame und meist kompromissbereite Louis VII. von Frankreich gestorben. Sein Sohn Philippe II. Auguste war zwar erst fünfzehn, aber er war bereits ein gefährliches Kaliber – entschlossen, die Macht der Plantagenet in Frankreich zu brechen. Philippe pochte darauf, dass die längst verabredete Hochzeit seiner Schwester Alix mit Prinz Richard nun stattfinden müsse. Das ging aber nicht. König Henry II. hatte nämlich eine Affäre mit seiner Schwiegertochter in spe, außerdem misstraute Henry II. seinem Sohn, seitdem der sein Thronfolge-Angebot ausgeschlagen hatte. Nicht zuletzt hätte die Rückkehr der französischen Prinzessin den Verlust ihrer Mitgift (die Grafschaft Vexin) bedeutet. Um den Skandal zu vermeiden, wurde Alix halt Richards Bruder John zugeschoben. Vorerst als Verlobte – zur Heirat mit John sollte es übrigens auch niemals kommen.



    Der Krieg zwischen Richard gegen Vater und Brüder konnte erst einmal beendet werden, als Henry II. zu dem Kniff griff, seine Frau Eleanor aus der Gefangenschaft freizulassen und Richard aufzufordern, ihr Aquitanien zurückzugeben. Damit war Richard einverstanden, denn er wusste, Eleanor würde es niemals einem anderen ihrer Söhne als allein ihm vererben.

    1186 starb Prinz Geoffrey bei einem Turnierunfall, es blieben also nur noch Richard und John als Thronfolger übrig. Zu dieser Zeit muss der französische König Philippe II. den Fokus Zecherei gehabt haben, denn in seinem Verhältnis zu Richard gab es eine 180 Grad Wendung. Sie begegneten sich 1187 und ritten in großer Eintracht in Paris ein. Fortan waren sie unzertrennlich, aßen vom selben Teller, tranken aus demselben Becher und schliefen im selben Bett. Man darf wohl davon ausgehen, dass es sich dabei nicht um einen rein politischen Akt gehandelt haben dürfte.



    Henry II. reagierte sauer auf das eigenmächtige politische Verhalten seines Sohnes und bestimmte nun seinen zweiten verbliebenen Sohn John zum Thronfolger. Kurz darauf kamen die katastrophalen Neuigkeiten aus dem Osten: Das heilige Jerusalem war von Sultan Saladin erobert worden. Richard gelobte spontan, das Kreuz zu nehmen und Jerusalem den Heiden wieder zu entreißen.



    Zunächst aber musste Richard sicherstellen, dass nicht sein Bruder John nicht die englische Krone wegschnappen würde. Mit dem französischen König an seiner Seite war Richard in der Lage, seinem Vater mit militärischem Nachdruck davon zu überzeugen, dass nicht John, sondern ihm die Thronfolge zufallen solle. Henry II. war inzwischen alt und krank und musste hilflos zusehen, wie ihm alles unter den Händen zerrann. Prinz John war ihm jedenfalls keine Hilfe, der war nur ein verschlagenes und unfähiges Ungeheuer. Bald konnte Richard seinem Vater seinen Willen aufzwingen und die Bedingungen diktieren. Henry II. stimmte scheinbar demütig zu, flüsterte Richard aber ins Ohr: „Gebe Gott, dass ich nicht sterbe, ehe ich mich an Dir gerächt habe.“ Zwei Tage später starb Henry II. bereits, ohne seine Rache bekommen zu haben. Im Gegenteil, er hatte zwischenzeitlich erfahren, dass John zu seinen Feinden übergelaufen war.

    In England verfügte man zu dieser Zeit bereits über die Techstufe Legalismus 3 und hatte die Erbgesetze auf Erstgeburtsrecht (Primogenitur) umgestellt. Von Henrys zwei verbliebenen ehelichen Söhnen war Richard der ältere, also stand ihm die Krone von England zu. Dabei war Richard in seinem Leben bisher so gut wie nie auf der Insel gewesen, er hatte sich stets auf dem Festland aufgehalten. Seine Krönung in Westminster erfolgte am 3. September 1189.

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    Saladin und Richard Löwenherz

    König Richard auf dem Weg ins Heilige Land

    Als erste Amtshandlung auf dem Thron befahl Richard I. die vollständige Rehabilitation seiner Mutter Eleanor, die er für die Zeiten seiner Abwesenheit zur Regentin über England ernannte. Sie war inzwischen steinalte 68 Jahre – offenbar hatte die kalte Zugluft der Burgen, in denen sie eingesessen hatte, eine konservative Wirkung auf sie gehabt.



    Die Männerfreundschaft zwischen Richard und Philippe, beide nun Könige, hielt nicht mehr lange. Der französische König fragte nämlich erneut bei Richard nach, wann der gedenke, endlich seine Schwester Alix zu heiraten. Immerhin war Richard schon 33 Jahre alt und die Verlobung mit Alix vor über zwanzig Jahren geschlossen worden. Bald, versprach Richard. Erst müsse das Gelöbnis, zum Kreuzzug aufzubrechen, eingelöst werden. Das war natürlich eine Ausrede, andererseits machte Richard wirklich ernst mit dem Kreuzzug. Er erhob in England den sogenannten Saladin-Zehnten, eine Art Kreuzzugs-Steuer. Von der Zahlung ausgenommen waren nur jene, die am Kreuzzug teilnahm. Weil das nicht ausreichte, besetzte Richard I. die hohen Posten seines Reiches neu: Die Vergabe von Privilegien und Ämtern war ein Vorrecht des Königs, mit dem er nicht zuletzt seine Schatulle füllte. Wer also nach einem Posten strebte, musste zahlen. Offenbar hatte der König auf diese Weise innerhalb von drei Monaten genug Geld zusammengerafft.



    Richard verließ England am 11. Dezember 1189 und widmete erst einmal dem festländischen Teil seines Königreiches. Die Sache mit der Verlobung musste nach Möglichkeit aus der Welt, Richards Mutter nahm die Sache in die Hand. Da Alix, inzwischen auch nicht mehr die Jüngste, nicht mehr in Betracht kam, musste man geeigneten Ersatz finden. Zum Glück bot sich die in Gestalt einer spanischen Prinzessin namens Berenguela an. Sie war die Tochter von Sancho VI., des Königs von Navarra. Eher ein unbedeutendes Königreich, gemeinsam mit Aragon und Kastilien bildete es das Grenzland zu den Mauren. Die Verbindung machte Sinn, denn Richard sicherte sich so die Grenzen von Aquitanien gegen den Grafen von Toulouse ab. Außerdem war Richards Mutter Eleanor bewusst, dass sich ihr Sohn kaum aus eigenem Antrieb um eine Frau und um Nachwuchs kümmern würde. Seine Neigungen waren ihr ja nicht verborgen geblieben. Trotzdem war sie guter Hoffnung, immerhin hatte Richard während seiner Jugend in Aquitanien bereits einen Bastard namens Philipp gezeugt. Die Verlobungsverhandlungen mussten unbedingt diskret ablaufen, damit der französische König davon nicht mitbekommt. Philippe II. begleitete Richard schon so nur widerwillig in das Kreuzzugs-Abenteuer. Die Demütigung, wenn ihm seine Schwester an den Hof zurückgeschickt wird, hätte alle gemeinsamen Pläne obsolet gemacht.



    Nachdem beide Könige ihre Vorbereitungen abgeschlossen hatten, trafen sie sich am 2. Juli 1190 und klärten ein wichtiges Detail: Was sollte mit der Beute aus dem Kreuzzug passieren? Man einigte sich darauf, die eroberten Gebiete und Schätze zu gleichen Teilen einander zuzusprechen. Der dritte Kreuzzug von englisch-französischer Seite konnte losgehen! Einen schweren Rückschlag hatte das Gesamtunternehmen soeben erst erhalten, weil der Heeresteil, der unter Führung des deutschen Kaisers Barbarossa auf dem Landweg Richtung Jerusalem marschierte, sich nach dem überraschenden Tod des Staufers führungs- und ratlos auf den Heimweg gemacht hatte.

    Richard wählte den Seeweg nach Jerusalem. Am 31. Juli 1190 erreichte seine Streitmacht Marseille. Hier hoffte er auf die Flotte zu stoßen, die er in England und in seinen französischen Besitzungen zusammengestellt hatte. Es war verabredet worden, dass die über hundert Schiffe für den Transport der Streitmacht hier bereitstehen sollten. Die Franzosen unter Philippe II. wählten einen anderen Weg. Sie hatten sich in Lyon von den Engländern abgetrennt und zogen über Nizza nach Genua, wo sie eine eigene Flotte benutzen wollten. Das gelang ihnen auch, während Richard vergebens nach seiner Flotte Ausschau hielt. Sie war noch nicht eingetroffen, denn es hatte Verzögerungen von peinlicher Art gegeben. Ein Großteil der Flotte hatte nämlich in Lissabon eine Zwischenstation eingelegt, um auf den Rest zu warten. Die Seeleute gingen an Land und stellten die Stadt auf den Kopf. Dabei trieben sie es so bunt, indem sie schon mal die jüdische und muslimische Bevölkerung der Stadt angriffen, plünderten, mordeten und schändeten, dass der portugiesische König einschreiten musste und die Unruhestifter in den Kerker werfen ließ.



    Richard charterte nach einer Woche des Wartens in Marseille kurzerhand eine neue Flotte und schickte einen Teil als Vorhut direkt ins Heilige Land, das am 16. September 1190 Tyrus, einen Teil des Königreichs Jerusalem, erreichte. Mit dem zweiten Teil der Flotte segelte Richard gemächlich entlang der Küste Italiens und machte eine Sightseeingtour. Auffällig war, dass er Rom für einen Landgang aussparte – er war momentan sauer auf den Papst, denn der hatte ihm für die Besetzung eines kirchlichen Postens mit einem seiner Vertrauten noch mehr Geld abgeknöpft als er bei der Postenvergabe von seinen Untertanen verlangt hatte. Aber in Sizilien ging Richard bei Messina an Land, dort wartete Philippe II. bereits auf ihn.

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    Saladin und Richard Löwenherz

    Richards Erscheinen hatte einen Grund: Im Jahr zuvor war Siziliens König Wilhelm II. gestorben, ohne einen Erben zu hinterlassen. Ihr ahnt schon, was das bedeutete. Es gab Streit um die Nachfolge.



    Mit Hilfe des Papstes war es einem unehelichen Vetter Wilhelms gelungen, die Macht an sich zu reißen. Papst Clemens III. unterstützte diesen Tancred, um einen Staufer auf dem Thron von Sizilien zu verhindern. Der deutsche König Heinrich VI. war nämlich mit der Sizilianerin Konstanze verheiratet und erhob über diese Ehe Anspruch auf die Krone. Dann aber wären Rom und der Papst vom staufischen Herrschaftsgebiet umklammert. Richard stand wie Heinrich ebenfalls in Gegnerschaft zu Tancred, weil der frühere König Wilhelm mit einer Schwester Richards, Johanna, verheiratet gewesen war und Tancred sie nun gefangen hielt.



    Zudem hatte Wilhelm seinerzeit ein Testament aufgesetzt, in dem er seinen englischen Schwiegervater Henry II. zum Erben von Sizilien benannt hatte, sollte er kinderlos sterben. Nun war Henry II. auch bereits tot, aber sein Nachfolger als englischer König war – Richard. Das ist nicht dasselbe, antworteten die Anhänger Tancreds, das Testament habe Henry II. persönlich und nicht den englischen König begünstigt. Was folgte, ist klar: Richard brach den Widerstand von Messina mit Gewalt und nahm die strategisch gelegene Stadt ein. Tancred lenkte ein und verhandelte mit Richard: Johanna kam frei und wurde von ihm für ihre Eheansprüche mit 40.000 Unzen Gold ausbezahlt. Sie reichte das Geld an Richard weiter, der damit eine enorme Verbesserung seiner Kriegskasse erzielte. Der Franzose Philippe II. erhielt von Richard aus dieser Summe wiederum gut 10.000 Gold. Nicht aus Freundlichkeit, sondern weil Philippe heimlich mit Tancred zu paktieren beabsichtigte. Richard gedachte, den Winter in Sizilien zu verbringen und wollte unangenehme Überraschungen vermeiden.

    Es gab bald weiteren Missklang zwischen dem Engländer und dem Franzosen. Erst war Philippe empört, dass Richard seine Banner über Messina hissen ließ, denn das widersprach der Vereinbarung über die Teilung der Beute. Okay, also wurde Messina formell in die Obhut von Tempelrittern und Hospitaliter übergeben und deren Banner hochgezogen. Die tatsächliche Macht über die Stadt blieb natürlich bei Richard. Der nächste Anlass für eine Missstimmung auf Seiten des französischen Königs war Johanna, die jetzt in Messina eintraf und von ihrem Bruder Richard empfangen wurde. Philippe II. war seit kurzem Witwer (seine Frau war im Kindbett gestorben) und sehr angetan von der 25jährigen Johanna. Davon war Richard gar nicht angetan, eine noch engere Bindung der beiden Königshäuser erschien ihm nicht sinnvoll. Er verfrachtete Johanna in ein Kloster, wo sie den Avancen des Franzosen entzogen war. Und Philippe dachte bei dieser Gelegenheit wieder an die Sache mit seiner Schwester Alix, die immer noch nicht von Richard geehelicht war.

    Das Fass zum Überlaufen brachte dann die Nachricht von der diplomatischen Mission, die Richards Mutter in Navarra unternahm. Mehr noch, Eleanor sei mit der spanischen Prinzessin im Gepäck bereits auf dem Weg nach Sizilien. Wütend stellte Philippe den englischen König zur Rede: Wann endlich würde Alix aus der endlosen Schmach befreit und geheiratet werden? So in die Ecke gedrückt legte sich Richard fest und erteilte Philippe die Absage. Alix sei die Geliebte seines Vaters gewesen und habe ihm einen Sohn geboren. Eine Heirat brächte ihm, Richard, nur Schande. Philippe erkannte, dass es nicht gut sein würde, wenn bei einer weiteren Eskalation der Sache die Gründe hierfür bekannt werden würden. Er stimmte der Kündigung des Eheversprechens zu, für einen angemessen Betrag zur Entschädigung natürlich. Alix wurde später übrigens an den Grafen von Vexin vertickt, immerhin.

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    Über all diesen Sachen war es Frühling geworden und an der Zeit, die Weiterreise anzutreten. Vor allem wollte Philippe nicht der spanischen Prinzessin begegnen, diese Schmach wollte er sich nicht antun. An dem Tag, an dem Berenguela in Sizilien eintraf, stach der französische König in See. Am 10. April 1191 folgte Richards Flotte, ihn begleiteten Johanna und Berenguela.



    Vor Zypern geriet die Flotte in stürmisches Wetter und war gezwungen, an Land zu gehen. Das war nicht ganz unproblematisch, den Zyperns orthodoxer Herrscher Isaak hatte vor kurzem die Seiten gewechselt und war in das Lager von Saladin gewechselt. Paktieren mit den Moslems, das war Verrat. Einige Schiffbrüchige aus Richards Flotte waren an Zyperns Küste von Isaaks Leuten gefangen genommen worden und wurden nicht freigelassen.

    Das reichte Richard als Kriegsgrund und er rüstete zum Kampf. Hier war er in seinem Element und schlug Isaak schnell vernichtend. Da kündigte sich unerwarteter Besuch an: Kein Geringerer als Guy de Lusignan, seines Zeichens König von Jerusalem, gab sich die Ehre. Guy kam allerdings nicht ganz freiwillig: Der französische König Philippe, der ja vorausgesegelt und inzwischen im Heiligen Land eingetroffen war, hatte in einem Streit im die Herrschaft über die Reste des Königreichs Jerusalem die Partei des Gegners von Guy ergriffen. Guy erhoffte sich Unterstützung durch die Engländer. Richard konnte ihn als Verbündeten im Heiligen Land gebrauchen, er unterstützte de Lusignan also.

    Nebenher sicherte Richard Zypern ab (er hatte erkannt, dass die Insel ein unverzichtbarer Stützpunkt zur Absicherung des Heiligen Landes war) und heiratete dort am 12. Mai 1191 Berenguela. Als Morgengabe erhielt sie die Gascogne nahe ihrer Heimat Navarra. Nach drei Wochen der Kämpfe war Isaak militärisch am Ende, zudem war seine geliebte Tochter in die Hände der Engländer gefallen. Isaak kapitulierte, stellte aber eine Bedingung: Man möge ihn nicht in eiserne Ketten legen. Also ließ Richard silberne Ketten anfertigen und schickte Isaak darin nach Libanon ins Exil.



    Nachdem die Verhältnisse in Zypern geordnet waren, das nunmehr unter der Oberhoheit des englischen Königs stand, stach die Flotte erneut in See und nährte sich schon bald dem eigentlichen Ziel. Es war die Bucht von Akkon im heutigen Israel. Akkon war ein wichtiger Stützpunkt der Kreuzfahrer gewesen, nur jetzt war die Stadt in der Hand der Muslime, wurde aber von einem Kreuzfahrerheer belagert. Doch noch ehe die englische Flotte in die Bucht einlaufen konnte, kam ein fremdes Schiff in Sicht. Es war ein ungewöhnlich großes, und nach einiger Zeit merkte man, dass es nicht das des französischen Königs, sondern ein feindliches Nachschubschiff war. Unmengen von Waffen und Nahrungsmitteln befanden sich im Bauch des Schiffes, es war eine lohnende Beute. Gleichwohl, die Besatzung kämpfte tapfer dagegen, geentert zu werden und wurde schließlich mit ihrem Schiff samt Ladung versenkt. Für Saladin war das eine entscheidende Niederlage: „Als sie aus der Ferne von der Höhe der Berge sahen, was geschehen war, waren die Sarazenen wie vom Donner gerührt. Sie benachrichtigten Saladin. Als er die Nachricht hörte, raufte er sich die Haare und zehrte an seinem Bart, so wütend war er. Er seufzte und brach in Wehklagen aus: Oh Gott, der Große und Allmächtige, nun habe ich Akkon verloren, und meine geliebten Elitetruppen, in die ich so viel Hoffnung gesetzt hatte. Welch widriges Schicksal, das mich vernichtet hat.“

    Ganz so schlimm, wie es klingt, war die Niederlage nicht. Das sollten die Engländer noch früh genug erfahren. Aber nach ihrem Auftaktsieg waren sie zuversichtlich, dass ihnen das Glück auch weiterhin hold sein würde. Richard hatte bereits den Nimbus des Unbesiegbaren, bevor er überhaupt seinen Fuß auf den Boden des Heiligen Lands setzte. Am 8. Juni 1191 lief seine Flotte in den Hafen von Akkon ein. Der Sultan hatte sein Lager fünf Kilometer östlich auf einem Hügel errichtet, von dem aus er alles überblicken konnte. „Am Sonnabend traf der verfluchte König von England ein, nachdem er sich mit dem Herrscher der Insel Zypern geeinigt und sie unter seine Kontrolle gebracht hatte.“ Jetzt standen sich die beiden Kontrahenten Saladin und Löwenherz erstmals gegenüber.




    Richard Löwenherz im Heiligen Land

    Akkon, diese wichtige Stadt, lag bereits unter der Belagerung der Christen, als Richard seinen Fuß auf das Heilige Land setzte. Zwei Jahre hatte es gedauert, bis die Kreuzritter die Schlappe, die ihnen Saladin beigebracht hatte, soweit überwunden hatten, dass sie gegen Akkon ziehen konnten. Vermutlich bereute Saladin es längst, dass er König Guy so großzügig, nur um den Preis eines pauschalen Kopfgeldes, freigelassen hatte. Denn Guy von Lusignan scharte damals eilig die Reste der Kreuzritter um sich, um Akkon ins Visier zu nehmen.

    Nicht alle christlichen Fürsten folgten seinem Aufruf, immerhin waren die Niederlage von Hattin und der Verlust von Jerusalem das Ergebnis von Guys Politik. Im Gegenteil: Konrad von Montferrat, ein Cousin Barbarossas aus italienischem Adel, der sich zum Herrscher von Tyrus aufgeschwungen hatte, machte dem glücklosen Guy den Thron streitig. Als dann auch noch Sybille, die Königin, am 25. Juli 1190 vor Akkon mit ihren Töchtern bei einer Epidemie starb, erhielten die Gegner des Königs weiteren Auftrieb: Guy war schließlich nur Sybilles angeheirateter Prinzgemahl, nominell ging die Krone daher an Sybilles Schwester Isabella. Konrad von Montferrat entflammte nun spontan in Liebe zu Isabella und ließ sich rasch von seiner Frau Theodora (eine Schwester des byzantinischen Kaisers!) scheiden, um Isabella heiraten zu können. Das sollte ihm den Platz auf dem Thron des Königreichs Jerusalem sichern.



    Der Haken dabei war, dass Isabella schon verheiratet war, mit einem gewissen Humfried von Toron. Isabella war diese Ehe 1181 im zarten Alter von elf Jahren eingegangen. Zu ihrer Hochzeitsnacht gibt es eine Anekdote. Nicht die, dass sie den Vollzug der Ehe über sich ergehen lassen musste. Nein, Saladin war in gewisser Weise dabei zugegen, denn er belagerte zu der Zeit die Festung, in der die Hochzeit stattfand. Der Gastgeber der Hochzeit war kein anderer als Rainald von Chatillon gewesen, ihm gehörte nämlich die Festung. Man war so höflich, Saladin eine Kostprobe des Hochzeitsessens auf einem silbernen Tablett zukommen zu lassen. Der revanchierte sich mit der Frage, in welchem der Festungstürme das edle Paar die Nacht der Nächte zu verbringen gedenke. Diesen würden seine Truppen bei der Bombardierung der Mauern verschonen.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

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    Saladin und Richard Löwenherz

    Mittlerweile war Isabella immerhin achtzehn Jahre alt. Konrad von Montferrat hatte schnell einen Scheidungsgrund für sie zur Hand: Isabella war damals mit ihren elf Jahren schlicht nicht ehefähig gewesen. Außerdem war Humfried bekanntermaßen schwul. Und zack, war die Ehe geschieden und Isabella umgehend mit Konrad verheiratet. Verständlich, dass sein Rivale Guy bei König Richard vorsprach, wenn er sich auf dem Thron halten wollte. Und man ahnt es schon: Auf der anderen Seite rannte Konrad zum französischen König Philippe, um sich bei ihm Unterstützung zu holen.

    Richard hatte allerdings dringendere Probleme als den Jerusalemer Thronstreit. Saladin war den Eingeschlossenen in Akkon zu Hilfe geeilt und belagerte mit seinem Heer wiederum die Belagerer. Bis zur Ankunft Richards hatte es deshalb vor Akkon eine Pattsituation gegeben. Zwei Jahre schon wurde die Festung belagert – Richard nahm sie innerhalb von zwei Monaten. Dank seiner Flotte konnte er die Verteidiger Akkons vom Nachschub zur See abschneiden, wie die Versenkung des großen Schiffs direkt bei Richards Ankunft in der Bucht eindrucksvoll bewiesen hatte. Als die Eingeschlossenen in Akkon erkannten, dass sie dem Angriff der Kreuzfahrer nicht mehr lange standhalten würden, während es Saladin draußen nicht gelang, ihnen wirksam Hilfe zu leisten, entschieden sie sich zu Verhandlungen mit den Christen. Richard hatte wenig Sinn für einen Kompromissvertrag, er war an dem Ruhm einer Eroberung interessiert. Die Muslime mussten viel anbieten, um ihn umzustimmen: natürlich die Übergabe der Festung, Geld, die Freilassung von zig christlichen Gefangenen sowie die Rückgabe des Heiligen Kreuzes, das in Hattin verloren gegangen war. Als die Vereinbarung getroffen war, öffneten sich die Tore von Akkon. Die Garnison durfte abziehen, Richard und Philippe zogen unbehelligt gemeinsam in die Stadt ein.



    Die beiden Könige teilten Akkon untereinander auf, ganz wie sie den Umgang mit jeder Eroberung zuvor vereinbart hatten. Einer ging dabei leer aus, und das blieb letztlich nicht ohne Bedeutung: „Der Herzog von Österreich, einer der frühen Belagerer von Akkon. Mit seinem Banner erschien er vor Richard, um für sich einen Teil am Triumph zu beanspruchen. Wenn nicht auf Befehl, so doch zumindest mit Zustimmung des verärgerten Richard wurde das Banner des Herzogs in den Schmutz geworfen und darauf herumgetrampelt. Der Herzog, obwohl er furchtbar wütend auf den König war, verbarg seinen Zorn über die Kränkung, denn er konnte sich nicht rächen. Er zog sich zurück in sein Lager und segelte bald darauf mit Ingrimm in sein Land zurück.“ Der Groll, den Leopold V. von Österreich hegte, war nur zu verständlich, denn immerhin war er der Oberbefehlshaber über das deutsche Kontingent, das bei Akkon kämpfte, gewesen. Leopold hatte die Nachfolge von Friedrich von Schwaben angetreten, als dieser – ähnlich wie schon sein Vater Barbarossa – eines der unzähligen Opfer dieses Dritten Kreuzzugs geworden war. In den Augen Richards war Leopold nur ein lästiger Bittsteller, der sich erkühnte, die gleichen Ansprüche zu stellen wie die eigentlichen Sieger, obwohl er nur geringen Anteil an der Eroberung gehabt hatte.



    Richard gönnte seinen Männern eine Pause in Akkon (Wein, Weib, Gesang) und ließ die Verteidigungsanlagen wieder instandsetzen. Er nutzte die Zeit, um mit König Philippe über das weitere Vorgehen zu sprechen. Richard brannte darauf, das gesamte Kreuzfahrerreich zurückzuerobern und bei Abreise in gesicherten Grenzen zu hinterlassen. Er wollte Philippe auf den gemeinsamen Schwur, den Kreuzzug zu diesem Zweck drei Jahre persönlich und gemeinsam fortzusetzen. Das entsprach Richards draufgängerischer Art, aber nicht dem in Intrigen versierten Philippe, der ahnte, dass er neben Richard auf dem Schlachtfeld wohl nie zu Ruhm gelangen würde. Philippe zog es vor, Richard den Vortritt im Heiligen Land zu lassen. Er ließ zwar einen Teil seiner französischen Truppen da, aber sein Rückzug bedeutete eine erbeute Schwächung des ganzen Unternehmens. Der Dritte Kreuzzug war zur Kampagne eines einzelnen Herrschers zusammengeschmolzen.



    Saladin schöpfte angesichts dieser Entwicklung Hoffnung und begann auf Zeit zu spielen. Die Übergabe von Geld, Gefangenen und Heiligem Kreuz verzögerten sich ein ums andere Mal. Doch Saladin verrechnete sich in Richard, der sich nicht hinhalten ließ. Als er erkannte, dass Saladin offensichtlich nicht die Absicht hatte, die vereinbarten Bedingungen zu erfüllen, griff er zu einem Mittel, dass dem Sultan klarmachte, dass sein Gegner nicht nur ein ernstzunehmen war, sondern auch vor rücksichtsloser Gewalt nicht zurückschreckte. Am 20. August 1191 ließ Richard 2.700 gefangene muslimische Krieger vor die Mauern führen und sie vor den Augen von Saladin, der den Hügel gegenüber der Stadt hielt, allesamt mit dem Schwert niedermetzeln. Der Gewaltakt hatte handfeste Zwecke: Richard wollte endlich mit seinem Heer aufbrechen und konnte die Unglückseligen schlecht mitnehmen. Er wollte die Gefangenen aber auch nicht unter der Bewachung der Franzosen und Konrad von Montferrat in Akkon zurücklassen. Konrad führte nämlich bereits geheime Verhandlungen mit Saladin über einen Separatfrieden und hätte dazu die Gefangenen als Verhandlungsmasse gut gebrauchen können. Nicht zuletzt deklarierte Richard das Blutbad als Vergeltung für die Massaker, die in Hattin den Christen angetan worden waren.

    Richard hatte sich der Gefangenen entledigt, um den Rücken für den Weitermarsch nach Jerusalem freizuhaben. Dieses Ziel war ein schwierigeres als Akkon es schon gewesen war, denn es lag im Hinterland, weiter entfernt vom Nachschub an der Küste. Saladin wusste das und richtete sich darauf ein, den Gegner dorthin zu locken und dann zu schlagen – ähnlich wie er auf dem Wüstenplateau von Hattin gemacht hatte. Die Christen mussten also vorsichtig vorgehen. Richard quälten jetzt zwei weitere Probleme: Akkon hatte sich mit seinen Tausenden von Kreuzfahrern in seinen Mauern in einen Sündenpfuhl verwandelt, der den Kampfgeist seiner Soldaten schwächte. Sie verloren bereits das Interesse an dem großen Ziel Jerusalem. Den Draufgänger Richard drängte es also, den Feldzug bald fortzusetzen. Dem stand aber der Zwist zwischen Guy und Konrad im Weg: Man hatte gerade einmal Akkon erobert, da flammte die Frage, wer der König von Jerusalem werden solle, mit aller Macht wieder auf. Richard entschied: Guy bleibt auf Lebenszeit weiter König, Konrad oder dessen Erbe wird sein Nachfolger. Für Guy war das in Ordnung, Konrad zog sich schmollend mit seinen Truppen nach Tyrus, seiner Hochburg, zurück. Der nächste, der aus dem Kreuzzug ausstieg.

    Für Saladin war die Lage auch nicht so einfach, wie es zunächst scheint. Seine Fürsten beklagten den Verlust von Akkon und hatten wenig Verständnis für seine geplante Taktik der Nadelstiche, mit der er auf Zeit spielen wollte, bis sich der Kreuzzug der Fremden mit der Zeit verlaufen würde. Die Hinrichtung der 2.700 Gefangenen tat ihr übriges, man drängte Saladin, endlich entschlossen zu handeln. Eine Entscheidungsschlacht hatte es bisher ja keine gegeben. Saladin musste seine Leute zufriedenstellen, am 7. September 1191 kam es zur ersten offenen Feldschlacht gegen Richard – die die Muslime verloren.

    Saladin sah sich in seiner Vorsicht bestätigt und vermied künftig, sich auf die frontale Konfrontation einzulassen. Als er erkannte, dass Richard mit seinem Heer die Küstenstraße für seinen Vormarsch wählt, verlegte er sich auf ständige Flankenangriffe, auch wenn die nur Störmanöver darstellen konnten. Die Kreuzfahrer erwarteten solche Attacken ja und waren auf ihrer rechten Seite durch das Meer geschützt. Sie konnten sich also darauf einstellen, von welcher Seite Gefahr drohte. Saladin wartete darauf, dass der Feind das bewaldete Gebiet zwischen Caesarea und Jaffa erreicht, um eine Attacke aus dem Hinterhalt zu unternehmen. Hier war man gedeckt und vor möglicher Verfolgung sicherer. Das Heer Saladins umfasste insgesamt etwa 80.000 Mann. Das war wesentlich mehr, als die Kreuzfahrer aufbringen konnten, zumal sich ihre Reihen bereits gelichtet hatten. Richard verfügte über vielleicht ein Drittel der Mannstärke seines Gegners. Da konnten nur taktisches Geschick, größere Disziplin (Tech-Stufe Militärorganisation für höhere Moralwerte) und womöglich die besseren Waffen den Unterschied ausgleichen. Und in der Tat waren die Christen in dieser Hinsicht überlegen, zumindest unter Richards Führung.



    Der Angriff zielte auf die Nachhut des Kreuzfahrerheeres, und Saladin hatte in gut vorbereitet. Die Ordensritter, die die Nachhut bildeten, gerieten in arge Bedrängnis. Richard hatte ihnen Anweisung erteilt, mit einem Gegenangriff zu warten, bis der Feind seine ganze Streitmacht ins Feld geführt hatte, um dann in einem konzentrierten Gegenangriff vorzugehen und Saladin so eine vernichtende Niederlage zuzufügen. Unter dem Druck hielten die Ordensritter das nicht durch, sie bliesen zur Attacke. Richard musste zusehen, dass er rasch Unterstützung dorthin bekam. Sein Plan ging auf, die Sarazenen wichen zurück. Am Rande des Waldes, in den sie sich zurückzogen, blieben die Kreuzritter aber stehen, Richards geforderte Disziplin hielt stand. Die Ordensritter gingen nicht as Wagnis der weiteren Verfolgung ein. Aber auch so war es ein großer Sieg: 7.000 Mann verlor Saladin an diesem Tag, sein Heer flüchtete mehr als dass es sich geordnet zurückzog.
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    Saladin und Richard Löwenherz

    Nach dieser Niederlage war klar, dass Saladin die Stadt Jaffa nicht würde halten können. Er verlegte sich auf die Strategie der Verbrannten Erde und ließ Jaffa völlig zerstören, bevor es dem Feind nutzen konnte. Richard brauchte Jaffa aber als Nachschub-Etappe Richtung Jerusalem und verlor zwei Monate Zeit, in der die Stadt von seinen Leuten soweit wieder aufgebaut wurde, dass es als Stützpunkt genutzt werden konnte.



    Das Verhältnis von Saladin und Richard war ungeachtet des Kriegszustands zwischen ihnen von Respekt gekennzeichnet. Sie schickten sich gegenseitig Geschenke und bezeugten die Ehre des anderen. Diese Haltung beschränkte sich natürlich auf ihren königlichen Stand, der normale Soldat im Dienst des einen oder anderen durfte kaum auf die Gnade seines Gegners hoffen (es sei denn, dass für einen Gefangenen ein ordentliches Lösegeld winkte). Für die beiden Herrscher galt: Je ehrenvoller der Gegner, desto mehr Ruhm für den Sieger.



    Wie auch immer, Richard betrachtete die Lage, in der sich „sein“ Kreuzzug befand. Er erkannte, dass der Krieg gegen Saladin nicht zu gewinnen war. Das Reich des Sultans war zu groß, seine Ressourcen waren unbegrenzt, während das Kreuzfahrerheer nur eine kleine, wenn auch schlagkräftige Streitmacht darstellte, die bislang nur einige Stützpunkte an der Küste erobert hatte.



    Jerusalem lag in weiter Ferne: nicht im geografischen Sinne, aber militärisch. Die Voraussetzungen, es zu belagern oder gar zu erobern, waren gänzlich anders, als das in Akkon der Fall gewesen war. In Akkon waren Nachschub und Ausrüstung über das Meer zu beschaffen gewesen. Jerusalem lag im Inneren des Landes, und das bedeutete, dass nicht nur Belagerungsmaschinen mühsam würden herangeschafft werden müssen, die Sarazenen konnten auch, wenn das Kreuzfahrerheer Jerusalem berannte, den Verbindungsweg abschneiden. Richard zögerte und zog es vor, Verhandlungen zu führen.

    Gegenüber dem muslimischen Verhandlungsführer (Saladins Bruder) erklärte Richard, beide Seiten seien am Ende, das Land zerstört. Man müsse über Jerusalem und die Rückgabe des Heiligen Kreuzes eine Übereinkunft finden. Saladin las Richards Brief und antwortete, Jerusalem sei 1099 nur aufgrund einer zeitweisen Schwäche der islamischen Gemeinschaft von den Christen erobert worden. Beim Heiligen Kreuz zeigte er Verhandlungsbereitschaft: Der einzige Grund, weshalb er noch nicht zerstört habe, bestünde darin, dass er womöglich einen größeren Nutzen für den Islam daraus ziehen könne. Richard konterte mit einem ungewöhnlichen Angebot: Er bot seine Schwester, die Witwe von Sizilien, als Ehefrau für Saladins Bruder an. Diese Ehe sollte die Grundlage für einen Kompromissfrieden mit einem muslimisch-christlichen Königreich Jerusalem bilden. Saladin war erstaunt über diesen Vorschlag und nicht einmal abgeneigt, mochte aber nicht an seine Ernsthaftigkeit glauben.

    Richard erkannte wohl, dass seine militärischen Triumphe nicht anhalten würden. Jerusalem einzunehmen, was das eigentliche Ziel des Kreuzzugs war, erschien eher unwahrscheinlich. Hinzu kam, dass seine lange Abwesenheit von England seine Position in der Heimat schwächen würde. Nicht nur der französische König lauerte auf eine Gelegenheit, sich einen Vorteil zu verschaffen, auch Richards Bruder John war ein Risiko, er hatte es zweifellos auf Richards Thron abgesehen. Für Richard war ein halber Sieg im Heiligen Land besser, als alles zu verlieren. Na ja, Johanna war kaum erfreut über die Aussicht, in einem Harem zu landen – und die Sache musste im Sande verlaufen. Die Chroniken über den Kreuzzug schweigen sich peinlich berührt über diese Episode aus. Was also blieb Richard, als den Marsch auf Jerusalem anzupacken?



    Am 31. Oktober 1191 brach das christliche Heer auf. Saladin zog sich nach Jerusalem zurück und richtete sich auf die Belagerung ein. Natürlich griff er wieder zum Mittel der Störangriffe auf das marschierende Heer und verwüstete die Gegend zwischen Jaffa und Jerusalem. Winterwetter tat sein übriges, den Kreuzrittern das Leben schwer zu machen. Aber schließlich standen sie im Januar wenige Kilometer vor Jerusalem. Doch der Befehl zum Angriff wurde nicht gegeben. Zu riskant war die Belagerung, selbst bei einem Sieg konnte man kaum damit rechnen, eine ausreichend starke Garnison hinterlassen zu können. Richard entschied zur großen Enttäuschung seiner Männer: Rückzug nach Jaffa und abwarten, bis die Küstenregion besser gesichert ist.

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    Saladin und Richard Löwenherz

    Als Ostern 1192 vorbei war und das Wetter besser wurde, kam ein Bote aus England, und er hatte beunruhigende Nachrichten für den König: Sein Kanzler berichtete in dem Schreiben, dass die königlichen Statthalter bei Unruhen aus vielen englischen Burgen vertrieben worden seien. Nutznießer der Ereignisse war eindeutig Richards Bruder John. Der Kanzler selbst war aus England geflüchtet und musste gestehen, dass ihm die Mittel für einen Gegenschlag fehlten, weil die königlichen Schatzkammern fast leer seien. Unter diesen Umständen stand für Richard fest, dass er zügig nach England zurückkehren muss.



    Noch einmal analysierte er die Bilanz des Kreuzzugs. Jerusalem lag in weiter Ferne. Das Lager der Christen im Heiligen Land war gespalten zwischen den Anhängern von Konrad und Guy, die beide gleichwohl auf die Krone von Jerusalem pochten. Und waren da noch die verfeindeten Händler von Genua und Pisa. Richard war klar, dass er die einzige allgemein anerkannte Autorität war. Wenn er abreist, würde ein Machtvakuum entstehen, in dem die Christen übereinander herfallen und Saladin der lachende Dritte sein würde. Richard ließ Guy, der sich sowieso nur dank seiner Unterstützung halten konnte, fallen. Außerdem hatte Richard inzwischen wohl selbst erkannt, dass Guy ein ebenso unfähiger wie intriganter Mistkerl war. Konrad von Montferrat sollte nun König von Jerusalem werden.



    Daraus wurde plötzlich nichts: Attentäter der Assassinen überfielen Konrad während einer Ritts nach Tyrus und erstachen ihn. „Der Markgraf fiel sterbend vom Pferd. Einer der Mörder wurde sogleich enthauptet. Der andere flüchtete in eine Kirche, doch holte man ihn heraus und verurteilte ihn, durch die Stadt geschleift zu werden, bis er starb und den Geist aufgab, der eines so großen Verrats schuldig war.“ (die Assassinen standen nicht in Saladins Diensten, es war eine schiitische Sekte, die sich hauptsächlich gegen sunnitische Würdenträger richtete)

    Wieder musste Richard entscheiden, wer König von Jerusalem werden solle. Die Wahl fiel auf den Grafen Henri von Champagne, einen Neffen Richards wie auch Philipps, des französischen Königs, der sich als fähiger Befehlshaber vor Akkon ausgezeichnet hatte. Um ihn zu legitimieren, musste erneut Isabella herhalten – die war nach Konrads Ermordung ja praktischerweise Witwe. Gefragt wurde sie nicht, die Hochzeit ging innerhalb einer Woche nach dem Attentat über die Bühne. Die Auswahl von Henri war eine kluge: Er sollte sich später als umsichtig und fähig erweisen und das Königreich Jerusalem stabilisieren.



    Bevor er abreisen würde, wollte Richard es doch noch einmal mit Jerusalem versuchen. Er konnte wohl nicht aus seiner Haut. Dieser Vormarsch begann am 6. Juni 1192 und verlief ohne Verluste. Saladin richtete sich erneut auf eine Belagerung ein und ließ die Wasserquellen um die Stadt unbrauchbar machen. Dieses Mal war es Sommer, also war Wasser eine essentielle Ressource für das Kreuzfahrerheer. Als die Christen nun das zweite Mal bis Jerusalem zogen, konnte König Richard einen ersten und einzigen Blick auf die Heilige Stadt werfen. Wieder musste er erkennen, dass eine Belagerung keinen Erfolg haben würde, auch wenn die Franzosen in seinem Heer so kurz vor dem ersehnten Ziel nicht aufstecken wollten. Richard erklärte ihnen kurz und knapp: „Die Quellen in dieser Gegend sind vergiftet worden. Was sollen wir trinken?“



    Das Argument des Königs war entscheidend. Am 4. Juli 1192, nach vier Wochen des Lagerns vor den Mauern Jerusalems, zogen die Kreuzritter wieder ab. Diesmal endgültig. Richard musste sich dringend um seinen Thron in England kümmern. Es galt nur noch, einen ehrenhaften Frieden auszuhandeln. Saladin verhandelte hart, er musste es tun. Den Christen durften nicht zu viele Stützpunkte bleiben, von denen aus sie später Ägypten bedrohen könnten. Denn Saladin machte sich keine Illusionen, dass die Kreuzritter auf Dauer keinen Frieden halten würden. Und was würde passieren, wenn er, Saladin, stirbt und die Einheit der Muslime dann zerbricht? Beide Seiten versuchten, sich vor einem Friedensschluss in eine günstige Position zu bringen. Das war damals nicht anders als heute. Richard nahm Beirut ins Visier, Saladin marschierte gegen Jaffa.

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  10. #220
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    Saladin und Richard Löwenherz

    Von der letzten Schlacht, die in dieser Phase geführt wurde, gibt es noch eine erwähnenswerte Geschichte. Wie so oft, stürzte sich König Richard höchstpersönlich in den Kampf, wobei das Pferd unter ihm getötet wurde. Tapfer kämpfte er zu Fuß mit seinen Mitstreitern weiter. Da überquerte auf Anweisung Saladins ein Unterhändler das Schlachtfeld, um Richard ein neues, edles Pferd zu übergeben. Es ziemte sich nicht, wenn eine hochgestellte Persönlichkeit, noch dazu der Anführer eines Heeres, zu Fuß wie ein gemeiner Soldat kämpfte. Richard nahm das Geschenk, Ausdruck höfischer Etikette, an und zahlte es Saladin später großzügig zurück. Diese letzte Schlacht endete noch einmal mit einem Sieg der Christen, sie änderte aber nichts an den bestehenden Kräfteverhältnissen: Die Kreuzfahrer beherrschten die Küste, die Muslime das Hinterland.



    Im Frieden vom 3. September 1192 erkannten beide Seiten dieses Patt an und schlossen einen Waffenstillstand für die Dauer von drei Jahren und acht Monaten. Den Franken wurde der Gebietsstreifen von Jaffa über Akkon bis Tyrus zuerkannt, dazu erhielten sie Tripolis und Antiochia. Im Gegenzug mussten sie Askalon räumen. Der verschlagene Guy, einst über seine Ehe mit Sybille der König von Jerusalem, fand übrigens sein Auskommen: König Richard sorgte dafür, dass er das von Isaak eroberte Zypern erhielt. Diese Anekdote hätte jedoch nicht zum Ende des Films Königreich der Himmel gepasst, fürchte ich.



    Was Jerusalem betraf, wurde den christlichen Pilgern und Händlern der freie Zugang versprochen. Und Saladin zeigte sich immerhin geneigt, dort den Pilgern auch das Heilige Kreuz zu zeigen, das er in der Schlacht von Hattin erobert hatte. Die Pilger durften es küssen, aber zurück erlangten sie es nicht. Es ist nicht einmal sicher, ob in Jerusalem das echte Kreuz ausgestellt wurde: Es heißt, dass Saladin es dem Kalifen nach Bagdad übersandte, und der habe es angeblich als Türschwelle im Zugang einer Moschee verwendet. Fest steht, dass die Christen das Kreuz nie wiedererlangten. Obwohl es auch später Gegenstand von Verhandlungen war, konnte man es nicht mehr auffinden. Das Heilige Kreuz, das zum Symbol des Königreiches von Jerusalem geworden war, blieb verschollen.




    … und wie ging es weiter?

    In Syrien konnte Saladin nach dem Waffenstillstand von 1192 seine Heerführer heimschicken und wollte nun eine Pilgerfahrt nach Mekka antreten. Es war ihm heilige Pflicht und ein Bedürfnis, denn er wollte Allah für die Verteidigung Jerusalems danken. Den Winter 1192 gedachte Saladin in Damaskus zu verbringen, um im Frühjahr zur Hadsch aufzubrechen. Aber bald befiel ihn eine Krankheit (welche, ist unbekannt). Saladin starb am 3. März 1193 im Alter von 55 Jahren. Es scheint, dass das entbehrungsreiche Leben, zu dem die endlose Folge von Kriegen ihn zwang, den Sultan, der zudem durch Malaria-Anfälle geschwächt war, derart entkräftet hatte, dass er nach Ausbruch der akuten Krankheit innerhalb von zwei Wochen starb. Er war so bedürfnislos und rechtschaffen gewesen, dass er bei seinem Tode nicht einmal über die Mittel verfügte, um damit ein ordnungsgemäßes Begräbnis zu gewährleisten. Getreue halfen mit dem Nötigen aus, und so wurde Saladin in einem bescheidenen Pavillon beigesetzt.



    Und Löwenherz? Richard trat die Heimreise nach England an, aber er kam nicht ohne weiteres dort an. Weil ihm der französische König Philippe II. und der deutsche Kaiser Heinrich VI. nicht wohlgesonnen waren, wählte er eine Route über Aquileia und Böhmen. Mit wenigen Getreuen um sich und inkognito, um kein Aufsehen zu erregen. Richard überstand mit Mut ein Zusammentreffen mit Piraten vor Korfu, aber in Österreich ging er einem Bekannten am 20. Dezember 1192 in die Fänge – dem Babenberger Herzog Leopold. Wer erinnert sich? Das war derjenige, dessen Banner Richards Leute in den Dreck geworfen hatten, als dieser in Akkon einen Teil der Beute für sich gefordert hatte. Herzog Leopold lieferte den königlichen Gefangenen an seinen Lehnsherrn, Kaiser Heinrich VI., aus, der ihn auf der Burg Trifels in der Pfalz einsperren ließ (Trifels erscheint in CK2, wenn man neben Kaiserslautern eine zweite Burg in der Pfalz baut).



    Heinrich VI. war wie Richard ehrgeizig, kühn und tatkräftig. Aber der Staufer war zudem brutal und skrupellos, kühl berechnend und von einer Vision beseelt, die auf eine Weltherrschaft seines Geschlechts abzielte. Ein königlicher Gefangener war eine fette Beute, und das machte Heinrich daraus. Er forderte ein Lösegeld von astronomischen 150.000 Mark Silber. Das war keine Währung, sondern eine Gewichtseinheit, und zwar 234 Gramm je Mark. Das Lösegeld betrug also rund 35.000 Kilogramm Silber!

    In England war die Empörung und das Klagen darüber groß (außer bei John). Richards Mutter Eleonore setzte alle Hebel in Bewegung und trieb energisch eine Sondersteuer ein, um das Geld zusammenzubekommen. Heinrich VI. bekam sein Lösegeld und Richard wurde nach über einem Jahr Gefangenschaft freigelassen. Fünf Wochen später, am 13. März 1194, betrat er endlich englischen Boden. Seit seinem Aufbruch zum Kreuzzug waren vier Jahre und drei Monate vergangen.

    Der Aufstand von John brach schnell zusammen. Um die Unterstützung des französischen Königs zu erhalten, hatte er ihm das Vexin abgetreten (die Grafschaft gehörte zwar Richard, aber egal) sowie die Schwester von Philippe geheiratet. Na, wen wohl? Den „Wanderpokal“ Alix. Das nützte John aber auch nichts. Er warf sich seinem Bruder Richard zu Füßen und bat um Verzeihung. Und die erhielt er, Familiensachen eben. Apropos Heiraten: Johanna, die Richard als Braut für Saladins Bruder angeboten hatte, verschacherte der König an Raimund VI. von Toulouse, um mit dem ein Bündnis gegen Frankreichs Philippe zu erhalten.

    Die nächsten fünf Jahre verbrachte Richard nämlich damit, sein Reich auf dem Kontinent zusammenzuhalten. Zwischendurch schloss er gelegentlich Waffenstillstände mit Philippe und dabei durfte die arme Alix aus England nach Frankreich zurückkehren, endgültig in den Hafen der Ehe: Sie erhielt den Grafen von Ponthieu zum Mann. Bis 1199 hatte Richard Aquitanien für sich gesichert und auch seine Territorien in Nordfrankreich wieder unter Kontrolle. Militärisch war Philippe ihm einfach nicht gewachsen. Zu dieser Zeit plante Richard einen erneuten Kreuzzug, über den er mit dem Papst verhandelte. Wie Saladin vorausgeahnt hatte, war nach seinem Tod die alte Zwietracht innerhalb der muslimischen Welt ausgebrochen. Ein vierter Kreuzzug erschien aussichtsreich. Einen Sohn hatte Richard übrigens immer noch nicht, Berenguela gebar ihm keine Kinder. An ihr dürfte es aber nicht gelegen haben.

    Da geschah es bei der Belagerung einer banalen Burg in Aquitanien, wo Richard einen abtrünnigen Adeligen unterwerfen wollte. Es ging um einen aufgefundenen Schatz, den der Burgherr dem König nicht herausrücken wollte. Bei einer Inspektion der gegnerischen Mauerwerke traf Richard ein Armbrustbolzen, abgefeuert von den Zinnen der Burg. Als die Wunde brandete, beichtete der König seine Sünden, vergab dem Armbrustschützen und bestimmte seinen Bruder John zu seinem Nachfolger. Das muss am hohen Fieber gelegen haben. Der König starb, nicht einmal 42 Jahre alt, am 6. April 1199.


    Literatur:
    • Gable: Von Ratlosen und Löwenherzen
    • Westphal: Richard Löwenherz und Saladin
    • Berg: Die Anjou-Plantagenets
    • Vollrath/Fryde: Die englischen Könige im Mittelalter


    Video:
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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  11. #221
    Ewig unbezähmbar! Avatar von LegatBashir
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    Ich find die Story hier einfach Klasse!!!!
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  12. #222
    Registrierter Benutzer Avatar von Calibas
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    Welche Persönlichkeit folgt denn als nächstes? ^^

  13. #223
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    Ich tippe auf das stupor mundi.

  14. #224
    Registrierter Benutzer Avatar von Calibas
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    Das wäre schön zu sehen.

  15. #225
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    Danke für Eure Kommentare! - Ihr könnt Euch gerne Kapitel wünschen, die ich mir vornehmen sollte. So schreibe ich derzeit an einem ausführlichen Kapitel über die ersten Habsburger.

    Vorneweg der einleitende Absatz zum nächsten Kapitel, bevor Stupor mundi kommen wird:


    Das war es mit dem zwölften Jahrhundert, ich könnte es mit dem Tod von Richard Löwenherz abschließen und zur nächsten Epoche in CK2, der des Mongolensturms ab 1220, wechseln. Es ist zugleich das Jahr, in dem Friedrich II. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wird. Für ein Einstiegsjahr also optimal. An dem komme ich nicht vorbei, will ich auch gar nicht.

    Den dreißig Jahren zwischen Barbarossas Tod 1190 und der neuen Epoche ab 1220 will ich aber noch ein eigenes Zwischenkapitel widmen, da war nämlich noch genügend los. Dieses Kapitel stellt das Bindeglied dahin dar: Was geschah nach dem Tod von Barbarossa und dem von Richard Löwenherz in Deutschland und England? Wie ging der Streit zwischen den Staufern und den Welfen weiter und was wurde aus dem Kreuzzug, nachdem der Waffenstillstand, den Richard und Saladin geschlossen hatten, auslief?

    Zwischenkapitel: Die Wehen der neuen Epoche
    1. Die glühende Krone
    2. Better to reign in hell, than serve in heaven
    3. Ein Ausbund an Verderbtheit und das Werk der Hölle
    4. Deutschland: Philipp von Schwaben gegen Otto IV.

    Achtung Spoiler:
    1. Frühmittelalter
    Karl der Große
    1. Wie man einen König macht
    2. Bruderzwist
    3. De bello saxonici
    4. Eine Schlappe wird zum Heldenlied
    5. Die Krönung zum Kaiser
    6. Die Nachfolgeregelung
    Das byzantinische Kaiserreich
    1. Konstantin V. (769-780)
    2. Leo IV. (780-797)
    3. Romylia (797-801)
    4. Konstantin VI. (801-810)

    2. Das Zeitalter der Wikinger
    Alfred der Große
    1. Ethelred (867-884)
    2. Alfred (884-918)
    Die ersten deutschen Könige
    1. Prolog: Was geschah von 814 bis 867?
    2. Ludwig der Deutsche (840-873)
    3. Karlmann von Baiern (873-886)
    4. Arnulf von Kärnten (886-898)
    5. Ludwig III. (898-937)
    6. Heinrich I. (937-968)
    7. Hundert Jahre: Von Otto II. zu Heinrich IV.

    3. Das Hochmittelalter
    Wilhelm der Eroberer
    1. Vorgeschichte
    2. Der Herzog in seinem Herzogtum – Williams Herkunft
    3. Die Normandie und England
    4. Der König und sein Königreich – Wilhelmus Rex
    5. Williams letzte Jahre – die liebe Familie
    Heinrich IV.
    1. Wehe dem Lande, dessen König ein Kind ist!
    2. De bello saxonico
    3. Der unheimliche Mönch
    4. Der Gegenkönig
    5. Reges geminati, papae geminati
    6. Deus lo vult!
    7. Heinrichs letztes Gefecht
    Der Erste Kreuzzug
    1. Prolog – über das Leben Philipps I. von Frankreich
    2. Der byzantinische Hilferuf
    3. Der Zug durch das byzantinische Reich
    4. Im Heiligen Land
    Duell: Heinrich der Löwe und Barbarossa
    1. Vorgeschichte der Welfen und Staufer
    2. Die Zeit unter dem Salier Heinrich V. (1104-1125)
    3. Die Staufer werden um die Krone gebracht - Lothar III. (1125-1137)
    4. Der erste Staufer auf dem Thron - Konrad III. (1137-1152)
    5. Duell: Friedrich I. Barbarossa (1152-1190)
    1. Heinrich der Löwe verzichtet auf die Königskrone
    2. Heinrichs Kämpfe gegen die Wenden
    3. Krieg in Italien, Ärger in Sachsen
    4. Heinrichs Pilgerfahrt
    5. Die Unterredung von Chiavenna
    6. Der Prozess gegen den Löwen
    7. Nach dem Sturz
    6. Das letzte Aufbäumen des Löwen - Heinrich VI. (1190-1197)
    Duell: Saladin und Richard Löwenherz
    1. Saladin in Ägypten
    2. Königreich der Himmel
    3. Der Dritte Kreuzzug
    4. Die Plantagenet: Richards Herkunft
    5. König Richard auf dem Weg ins Heilige Land
    6. Richard Löwenherz im Heiligen Land
    Zwischenkapitel: Die Wehen der neuen Epoche
    1. Die glühende Krone
    2. Better to reign in hell, than serve in heaven
    3. Ein Ausbund an Verderbtheit und das Werk der Hölle
    4. Deutschland: Philipp von Schwaben gegen Otto IV.
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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

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